| " Bischöfe Kriegen Es Mit Der Angst Zu Tun"
Der Standard
June 29, 2012
http://derstandard.at/1339639366785/Pfarrer-Initiative-Bischoefe-kriegen-es-mit-der-Angst-zu-tun
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Die Weihe von Frauen und Verheirateten bleibt die Hauptforderung der Reformgruppe.
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Ungehorsam-Bewegung wächst, freut sich Landessprecher aus Oberösterreich - Mehr als 400 Mitglieder
Linz - Nach Ansicht der oberösterreichischen kirchlichen Reformgruppen geht es in der aktuellen Debatte nicht nur um den "Ungehorsam" von Geistlichen, sondern des gesamten Kirchenvolkes. Und die Bewegung wachse, berichtete der Landessprecher von "Wir sind Kirche", Franz Salcher, in einer Pressekonferenz am Freitag in Linz. "Wenn sich bundesweit 400 Priester zusammenschließen, kriegen es die Bischöfe schon ein bisschen mit der Angst zu tun", so Peter Paul Kaspar, Vorstandsmitglied der Pfarrerinitiative in Oberösterreich.
Schulterschluss in Oberösterreich
Auf die Frage, warum man nicht das "Reizwort 'Ungehorsam'" aufgebe, um in eine Diskussion zu treten, antwortete Kaspar: "Weil Kardinal Schönborn dann sagen würde: 'Jetzt sind sie zu Kreuze gekrochen'." Der Ausdruck müsse bleiben, betonte auch Salcher. "Sonst geht nichts weiter bei den Reformen." Man mache jedenfalls schon länger Dinge, die "ungehorsam" seien. Nun lege man sie auf den Tisch. "Das stärkt die Pfarrerinitiative, wenn auch die Laieninitiative dabei ist", erläuterte Religionslehrerin Renate Bachinger den Schulterschluss in Oberösterreich. Österreichweit sei noch Sand im Getriebe und die Zusammenarbeit noch nicht so harmonisch.
Frauen als Priesterinnen
Die Weihe von Frauen und Verheirateten bleibt die Hauptforderung der Reformgruppen des Bundeslandes. Für sie ist es aber auch beispielsweise "unerlässlich", dass jede Pfarre in ihrer Kirche am Sonntag das Gedächtnis von Leben, Tod und Auferstehung Jesu Christi feiere, auch wenn kein Priester anwesend ist. Die Eucharistie sei "ein heißes Eisen", räumte Salcher ein. Die Reformierer pochen zudem darauf, dass auch bewährte Seelsorger Sakramente feiern und Pfarrassistenten Taufen und Trauungen durchführen können. Darüber hinaus wird gefordert, dass Geistliche nur für eine Pfarre die Leitung innehaben sollen. Salcher: "Die wenigen Priester, die wir noch haben, werden ausgebeutet. Die pfeifen aus dem letzten Loch."
Einsatz für "ungehorsamen" Dechant
Österreichweit hat sich die reformorientierte Laieninitiative hat am Freitag zudem in einem Offenen Brief an Kardinal Christoph Schönborn gewandt. Konkret geht es um den Schritt, die Amtszeit des Dechanten von Piesting, Peter Meidinger, aufgrund seines "Ungehorsams" nicht mehr zu verlängern. "Herr Kardinal! Sie übertreten gerade eine Schwelle, hinter der die Macht der Institution die Würde der Menschen überrollt", heißt es in dem Schreiben des Vorsitzenden der Laieninitiative, Peter Pawlowsky, der vor weiteren Kirchenaustritten warnt.
Druck von Rom
Meidinger, der Mitglied der Pfarrer-Initiative ist, habe mit seiner Entscheidung "aufrechten Gang und Überzeugungskraft gegen den Versuch, ihn autoritär unter Druck zu setzen" bewiesen, so die Laieninitiative. "Wir wissen alle, dass Rom auch Sie unter Druck setzt. Sollten da nicht auch Sie mit aufrechtem Gang auftreten und mit Überzeugungskraft Pressionen widerstehen, die Ihnen die Besten Ihrer Priester nehmen wollen?"
Offener Brief an Schönborn
"Wenn Sie weitergehen, vertreiben Sie ihre besten Mitarbeiter, lösen Sie eine neue Welle von Kirchenaustritten aus, leiten Sie jene Spaltung der Kirche ein, die sie den anderen vorwerfen", so Pawlowsky weiter. Die Aufforderung der Laieninitiative an den Kardinal: "Treiben Sie die Kirche in Österreich nicht in ein repressives System! Die Geschichte lehrt, dass damit nichts zu gewinnen ist, aber viele Opfer auf der Strecke bleiben. Noch ist Zeit zur Umkehr." (APA, 29.6.2012)
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