| Im Hungerstreik Seit 8. Juni 2012
netzwerkB
June 26, 2012
http://netzwerkb.org/2012/06/25/im-hungerstreik-seit-8-juni-2012/#more-15094
Norbert Denef, Sprecher des Netzwerks Betroffener von sexualisierter Gewalt e.V. mit Sitz in Scharbeutz, befindet sich seit dem 8. Juni 2012 im unbefristeten Hungerstreik. Ihm schlossen sich eine Reihe von Unterstutzern an, darunter Christiane Kieburg, Katharina M., Anette W., Alwin Michel, Wilfried Fesselmann und Brigitte Lunzer Rieder aus Osterreich.
Das Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt e.V., kurz netzwerkB, ist eine Vereinigung von und fur Menschen, denen sexualisierter Gewalt, oftmals verbunden mit Formen von psychischer und physischer Gewalt angetan wurde, einmalig, mehrmalig bis hin zu jahrelang systematisch, im Sauglings-, Kindes-, Jugendlichen oder Erwachsenenalter. Sie wurde 2010 in Scharbeutz gegrundet.
Die Vereinigung arbeitet bundesweit, sie besteht aus einem Bundesvorstand, Landesgruppen und der Mitgliederversammlung. Sie versteht sich als Interessenvertretung der Opfer und ihrer Angehorigen. Sie setzt sich fur die Aufklarung und Pravention ein.
Ihr Sprecher, Norbert Denef, ist wie unzahlige anderer Mitglieder der Vereinigung in seiner Kindheit und Jugend uber zehn Jahre lang Opfer sexualisierter Gewalt geworden, in diesem Falle durch zwei Mitglieder einer kirchlichen Organisation. Ihm gelang es wie vielen Opfern lange Zeit nicht, sich aus den Strukturen zu losen. Er lie? sich von einem der Tater sogar trauen. Er brauchte ein halbes Leben, um uberhaupt im Kreise seiner engsten Familie uber das ihm zugefugte Leid erstmals sprechen zu konnen. Beide Tater gestanden ihre Taten schriftlich. Beide Tater konnen nicht mehr belangt werden.
Die Opfer sexualisierter Gewalt leiden lebenslang. Ihre Vereinigung netzwerkB setzt sich fur die Aufhebung der zivilrechtlichen Fristen ein, damit Schmerzensgeld- und Schadensersatzanspruche zum Beispiel vor dem Hintergrund der hohen Therapiekosten den Opfern moglich bleiben und nicht samtliche Kosten auf die Gesellschaft abgewiesen werden.
netzwerkB fordert die Aufhebung der Fristen im Strafrecht, weil eine Reihe von Fallen beweisen, dass anhand der Forensik, Zeugenaussagen, Funde von Tagebuchern, Dias, Filmen und nicht zuletzt auch oftmals Gestandnissen der Tater selbst eine Feststellung der Verbrechen vor Gericht moglich ist. Oftmals gelingt es den Opfern erst Jahrzehnten nach der Tat, die Mauern von Scham, Angst und tatsachlicher Isolation im eigenen Umfeld zu durchbrechen. Letzteres gilt insbesondere fur Kinder und Jugendlich, die jahrelang in den Verbrechensstrukturen systematischen Missbrauchs gefangen waren.
In der jetzigen Form bedeuten die Verjahrungsfristen bei sexualisierter Gewalt (und auch anderen Formen der Gewalt, bei denen Menschen langfristig zu Schaden oder sogar ums Leben kommen) einen staatlichen Taterschutz. Sogar Serientater, denen dutzende oder sogar hunderte Taten nachgewiesen werden konnen, bleiben unbelangt und werden in keiner Weise in Verantwortung gezogen. Die Opfer werden unter Androhungen rechtlicher Schritte durch die Tater oder durch die Institutionen, bei denen sie beschaftigt sind oder waren, zum Schweigen gezwungen.
Eine Abschaffung der Verjahrungsfristen wurde den Betroffenen das Recht auf Anerkennung sichern und den Anspruch auf Unterstutzung erhalten. In der Gesellschaft ware es ein Signal, die Taten nicht langer juristisch als eine Bagatelle zu behandeln.
Die Anwesenden stimmten im Anschluss einstimmig dafur, ihre abwehrende Haltung gegenuber einer Aufhebung der strafrechtlichen Fristen aufzugeben und die Forderung nach einer volligen Aufhebung zu unterstutzen. Fur die Opfer stellte sich dieser Beschluss wie ein aufrichtiges Ehrenwort dar." class="link">m 6. Dezember 2011 gab die Sozialdemokratische Partei Deutschlands dem Sprecher von netzwerkB, Norbert Denef, auf dem Bundesparteitag die Gelegenheit uber sein eigenes Schicksal zu sprechen und das Anliegen von netzwerkB bezuglich der strafrechtlichen Fristen darzustellen [Link:]
Norbert Denef bot danach vielen Mitgliedern der Bundestagsfraktion der SPD das Gesprach und die Unterstutzung an, den Beschluss des Bundesparteitags vom 6. Dezember 2011 umzusetzen. Nach nunmehr sechs Monaten waren keine Anstrengungen und keine Fortschritte bei der SPD zu verzeichnen. Man habe keine Mehrheit, sagte zum Beispiel Klaus Wowereit, Regierender Burgermeister von Berlin, SPD.
Seit dem 8. Juni 2012 befindet sich Norbert Denef im Hungerstreik, ein Signal an alle Parteien und die gesamte Politik. Er geht den Weg des Hungerstreiks, weil den Betroffenen kein anderer Weg bleibt, um auf die Not der Betroffenen aufmerksam zu machen.
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