| Lander Verweigern Hilfe Fur Missbrauchsopfer
By Claudia Keller
Der Tagesspiegel
June 14, 2012
http://www.tagesspiegel.de/politik/missbrauchsbeauftragter-uebt-kritik-laender-verweigern-hilfe-fuer-missbrauchsopfer/6741730.html
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Foto: Thilo Ruckeis
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2011 haben sich Bund und Lander auf die Einrichtung eines Hilfsfonds fur Opfer sexueller Gewalt verstandigt. Doch seitdem ist nichts passiert. Der Missbrauchsbeauftragte macht jetzt Druck.
Im November 2011 haben sich Bund und Lander auf die Einrichtung eines Hilfsfonds fur Opfer sexueller Gewalt verstandigt. Doch seitdem ist nichts passiert. Am Dienstag appellierte der Unabhangige Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung an die Lander, „endlich ihren Beitrag zu leisten“. „Die Lander sollten sich noch vor der Sommerpause mit dem Bund einigen“, sagte Johannes-Wilhelm Rorig in Berlin. „Eine weitere Verzogerung ist den Opfern nicht zuzumuten.“ Am morgigen Donnerstag steht das Thema auch auf der Tagesordnung beim Treffen der Ministerprasidenten mit der Bundeskanzlerin in Berlin.
Bund und Lander hatten sich darauf verstandigt, jeweils 50 Millionen Euro in den Fonds einzuzahlen. Von dem Geld sollen zum Beispiel Therapien fur Betroffene finanziert werden, deren Schadenersatzanspruche verjahrt sind. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hatte im November die 50 Millionen Euro fur die Bundesregierung zugesagt.
Der Parlamentarische Staatssekretar im Bundesfamilienministerium, Hermann Kues (CDU), sagte Ende Marz vor dem Familienausschuss, dass die Lander bereit seien, Geld lediglich fur diejenigen Opfer beizusteuern, denen Gewalt in Heimen und Erziehungsinstitutionen angetan wurde, die in der Verantwortung der Lander liegen. Aus dem Fonds sollen aber auch diejenigen Hilfe bekommen, die in Familien missbraucht wurden. So hatte es der Runde Tisch 2011 beschlossen – mit Beteiligung der Lander.
Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung und sein Team sollen bis Ende 2013 dazu beitragen, dass die Empfehlungen des Runden Tischs Sexueller Kindesmissbrauch umgesetzt werden. Mit dem Deutschen Stadtetag, dem Deutschen Olympischen Sportbund und dem Paritatischen Gesamtverband wurden entsprechende Vereinbarungen getroffen. Die Unterzeichnung der Vereinbarung mit den Kirchen stehe unmittelbar bevor, sagte Rorig. Weitere kommunale Spitzenverbande, Verbande von Internaten, die Kultusministerkonferenz wollen folgen. Die Dachorganisationen hatten sich des Themas mit „gro?em Engagement und hoher Sensibilitat“ angenommen, sagte Rorig.
Es sei aber noch ein „langer, steiniger Weg“, bis das, was oben vereinbart sei, bei jedem kleinen Verein ankomme. „Wir sind noch weit davon entfernt, dass sich die Institutionen freiwillig um das Thema kummern“, sagte die Erziehungswissenschaftlerin Mechthild Wolff am Dienstag. Sie ist Vorsitzende des Fachbeirats beim Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung. Die Verbande sollen den Schutz von Kindern und Jugendlichen zum Thema machen sowie haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter fortbilden, damit sie Kindern beistehen, wenn diese sexuelle Gewalt erfahren, sei es in der Familie, in der Schule oder im Verein. Ziel sei ein „umfassendes gesellschaftliches Bundnis gegen sexuelle Gewalt“, sagte Rorig.
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