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Missbrauch Und Die Mechanismen Der Angst

Kirche in Hamburg
June 8, 2012

http://www.kirche-hamburg.de/nachrichten/nachrichten.hh/one.news/index.html?entry=page.newshh.201206.7

Hamburg – Missbrauch in den eigenen Reihen - welche Schritte muss eine Organisation gehen, um sexuelle Ubergriffe aufzuklaren? Zu diesem Thema haben die beiden Hamburger evangelischen Kirchenkreise Experten und Mitarbeiter eingeladen. Bischofin Kirsten Fehrs sagte, dass die Ahrensburger Missbrauchsfalle die Kirche in einen „Schockzustand“ versetzt haben.

Missbrauchsopfer sind haufig traumatisiert - Symbolbild

Zwei Jahre nach Aufdeckung der sexuellen Ubergriffe in den 80er Jahren habe die Kirche lernen mussen, ihre Schuld gegenuber den Opfern einzuraumen und mit ihnen auf Augenhohe zu sprechen, sagte die Bischofin. Sie verstehe mittlerweile, dass manchen Opfern der Wunsch der Kirche nach Versohnung zu fruh komme.

Vertuscht oder heruntergespielt

Die Traumatherapeutin Ursula Enders (Zartbitter e.V. in Koln) zeigt das Dilemma der Opfer auf, denen oft nur ein bisschen geglaubt wird. Dann aber werde vertuscht und der Ubergriff heruntergespielt oder als einmalig hingestellt. Das Problem der Institution: "Je naher sie dran sind, um so weniger sehen sie", erklarte die Traumatherapeutin. Deshalb brauche es Hilfe von Au?en, Fachberatung und viele Hundert Stunden Krisenintervention im konkreten Fall. Denn es musse geklart werden, wie der Tater vorging und einschuchterte, wer seine Opfer sind, und wie denen konkret geholfen werden konne. Sonst konnten die vom Tater geschaffenen Mechanismen der Angst in der Institution weiterwirken.

Die Kirche sei ebenso wie Sportverein oder Schule anfallig fur sexuellen Missbrauch, weil zur Kinder- und Jugendarbeit menschliche Nahe gehore, sagte Enders weiter. Ein "Leitungsvakuum" in evangelischen Einrichtungen sei au?erdem idealer Nahrboden fur Tater. Vorschnelle Vorbeugema?nahmen ohne eine angemessene Aufarbeitung wurde weitere Gewalt eher befordern.

Podiumsdisskussioodiumsdisskussion auf der Fachtagung Missbrauch

Wie vielschichtig das Thema sei, erklarte sie mit dem Beispiel, dass Kindern gesagt werde, sie sollten lernen, „nein“ zu sagen. Damit wurde den jungen Opfern die Schuld zugewiesen – dabei tragen die Erwachsenen die Verantwortung. Die Kinder konnten nur gestarkt werden.

Die Masken der Tater

Die Tater und Taterinnen tragen oft verschiedene Masken: die des sozial Engagierten, des Dauerjugendlichen oder des sozial Schragen, um nur einige zu nennen. Hauptstrategie der Tater sei es, dem Opfer Angst zu machen. Oft genugten schon kleine Gesten, damit das Opfer erneut traumatisiert wird. Deshalb pladiert Enders fur ein totales Kontaktverbot von Tater und Opfer, auch keine Briefe. Au?erdem sollten mindestens 40 Kilometer zwischen den Wohnorten von Tater und Opfer liegen, um einen zufalligen Kontakt zu vermeiden.

Anselm Kohn, Vorsitzender des Vereins "Missbrauch in Ahrensburg", sagt er sei begeistert von der offenen Diskussion. Er beobachte in der Kirche einen Bewusstseinswandel und sei zuversichtlich, dass ein "Weg der Heilung" gefunden werde. Auch Susanne Jensen, Pastorin und Missbrauchsopfer, sieht Hoffnungszeichen fur die Aufarbeitung. Die Kirche konne nur gewinnen, wenn sie sich dem Missbrauch stelle.

In Workshops konnten die Kirchenmitarbeiter mit Fachkraften verschiedenen Fragen nachgehen. Etwa wie eine opfergerechte Aufarbeitung aussehen konnte, wie die Taterstrategien erkannt werden oder wie die Kirche mit ihren komplexen Strukturen mit Missbrauch in den eigenen Reihen umgehen sollte.

 

 

 

 

 




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