| Vatikan: „unmoralischer Akt Von Unerhorter Schwere“
netzwerkB
June 4, 2012
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Ein Kommentar von Doro
Endlich findet man im Vatikan einmal angemessene Worte: „Unmoralischer Akt von unerhorter Schwere“. Und zwar prompt, praktisch unmittelbar nach Aufdeckung dieser „Unmoralischen Akte unerhorter Schwere“.
Endlich werden einmal die Dinge gerade geruckt, die Verhaltnisse geklart, die Fakten klar beim Namen genannt.
Wie? Nein, es geht nicht um den zehntausendfachen weltweiten sexuellen Missbrauch an Kindern durch katholische Pfarrer.
Nein, nicht um den Fall des Grunders des konservativen Ordens Legionare Christi und von seinem Freund Papst Johannes Paul II. gesegneten Maciel Degollado, seines Zeichens Bigamist, Drogenkonsument und Vater mehrerer Kinder, die er ab deren Alter von sieben Jahren vergewaltigte.
Nein, auch nicht um den Fall des Henk Heithuis, der – nachdem er uber Jahre von katholischen Geistlichen gequalt und sexuell missbraucht worden war – in der psychiatrischen katholischen Anstalt „Haus Padua“ in Brabant und danach in das St. Joseph Krankenhaus im niederlandischen Veghel eingewiesen wurde, wo er laut Gerichtsunterlagen wegen seines „homosexuellen Verhaltens“ kastriert wurde, um ihn zu „heilen“ (man behauptete, der Junge hat die Geistlichen verfuhrt).
Nein, auch der Fall des „Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofkonferenz“ Stephan Ackermann ist nicht gemeint, der Anzeigen von Missbrauchsopfern offenbar nicht als Anlass sieht, den schweren Vorwurfen in seinem Bistum nachzugehen und die Opfer zu schutzen. Seine „Null-Toleranz-Linie“ bekommen vor allem die Aufklarer zu spuren, wahrend sie bei sexuell missbrauchenden Pfarrern sehr dehnbar ist.
Nein, all dies und noch viel mehr ist mit den markigen Worten vom „Unmoralischen Akt von unerhorter Schwere“ nicht gemeint.
Als „Unmoralischen Akt von unerhorter Schwere“ bezeichnet Erzbischof Angelo Becciu, der nach dem Papst und dem Kardinalssekretar das drittwichtigste Amt im Vatikan ausubt, das Malheur mit dem papstlichen Kammerdiener Paolo Gabriele. Dass der vertrauliche Dokumente nach drau?en gebracht hat, ist aus Sicht des Vatikans ein „Unmoralischer Akt von unerhorter Schwere“.
Irgendwie verstandlich, oder?
Ach ja:
1981 wurde Joseph Kardinal Ratzinger von Papst Johannes Paul II. zum Prafekten der Glaubenskongregation berufen (die Glaubenskongregation gilt als direkte Nachfolgeinstitution der Inquisition = „Untersuchung“). Als Prafekt der Glaubenskongregation erlie? Ratzinger 2001 ein neues apostolisches Schreiben, in dem u.a. festgelegt wurde, dass „schwerwiegende Delikte“ (zu denen nach kanonischem Recht selbst sexueller Kindesmissbrauch zahlt!) fortan dem „Apostolischen Gerichtshof der Glaubenskongregation“ vorbehalten sein sollen.
Spatestens ab diesem Zeitpunkt wusste also Ratzinger uber jeden gemeldeten Fall sexuellen Missbrauchs durch romisch-katholische Pfarrer, Bischofe usw. Bescheid. Unter anderem war ihm der Fall Maciel Degollado (s.o.) seit mindestens 1998 bekannt; der Vatikan erhielt damals neun eidliche Aussagen von Opfern, doch die Glaubenskongregation blieb untatig. Erst 2006 griff der dann zum Papst mutierte Ratzinger richtig durch und forderte Maciel zu einem „zuruckgezogenen Leben des Gebet und der Bu?e“ auf.
Auf die 2010 auch endlich in Deutschland offentlich wahrgenommenen tausendfachen Falle von sexuellem Kindesmissbrauch durch Kirchenangehorige reagierte Papst Benedikt XVI., alias Joseph Ratzinger, dann auch „prompt“ und mit ebenso deutlichen Worten der Emporung und Erschutterung: „Ich bedaure wirklich zutiefst den Schmerz und das Leid, die die Opfer ertragen mussten, und ich versichere ihnen, dass ich als ihr Hirte ihr Leid mitfuhle.“ Die Welle der Veroffentlichungen nannte er „belangloses Geschwatz der herrschenden Meinung“.
Merke:
Vatikan-Internas ausplaudern = „Unmoralischer Akt von unerhorter Schwere“
Zehntausende Falle sexuellen Kindesmissbrauchs in der Katholischen Kirche offentlich ausplaudern = „belangloses Geschwatz der herrschenden Meinung“.
Irgendwie verstandlich, oder?
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