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Aufklärung Auf Katholisch Hat Viele Gesichter

The Volksfreund
June 3, 2012

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Der Einsatz von Sexualtätern im Priestergewand wird nach wie vor heftig diskutiert. Offenbar ist der Umgang mit Missbrauchstätern trotz Leitlinien von Fall zu Fall und auch von Bistum zu Bistum anders. Das Bistum Münster etwa hat einen Priester, der Messdiener sexuell missbraucht hat, laisieren lassen. Im Bistum Würzburg wurde ein Priester mit Zustimmung des Opfers weiter beschäftigt.

Trier. Das Bistum Münster fackelte offensichtlich nicht lange, als im Jahr 2006 bekannt wurde, dass ein damals 46-jähriger Pfarrer Messdiener sexuell missbraucht hatte. Sofort wurde er vom Dienst freigestellt. Und nachdem der Sexualtäter im Priestergewand einen Strafbefehl akzeptiert und zu einer Haftstrafe von zehn Monaten auf Bewährung verurteilt worden war, stellte das Bistum einen Antrag auf Laisierung - also auf Entlassung aus dem Priesterdienst. Vorangegangen war ein kirchenrechtliches Verfahren. Das Besondere: "Eine pensionierte Kriminalhauptkommissarin hat damals die Vernehmung durchgeführt", sagt Karl Hagemann, Pressesprecher des Bistum Münsters. Der Priester ist nicht mehr im Dienst des Bistums. In einem zweiten Fall darf ein verurteilter Priester nicht mehr seelsorgerisch tätig sein. Gnädig hingegen hat das gleiche Bistum einen weiteren Priester behandelt, gegen den ein Strafbefehl von 1000 Euro wegen Besitzes kinderpornografischer Bilder erlassen worden war. Er ist weiter im Team einer Pfarrgemeinden tätig, "nicht in der Kinder- und Jugendarbeit."

Auch im Bistum Rottenburg-Stuttgart wurde zwei Priestern die Ausübung einer seelsorgerischen Tätigkeit verboten. Und sie erfuhren eine weitere Konsequenz: "Ihre Bezüge wurden deutlich gekürzt", sagt der bischöfliche Pressesprecher Thomas Broch. Ein weiterer "Missbrauchspriester" ist in der Alten- und Krankenhausseelsorge eingesetzt. Einem anderen, der im Ruhestand lebt, wurde laut Broch jeder Kontakt mit Kindern und Jugendlichen vom Bischof streng verboten. Gemeinsam ist allen Missbrauchsfällen im Bistum Rottenburg-Stuttgart, dass sie der Glaubenskongregation in Rom gemeldet werden. "Diese entscheidet über das weitere Vorgehen gegen die Beschuldigten", sagt der bischöfliche Sprecher.

Im Bistum Würzburg werden die Folgen für die Missbrauchstäter auch vom Einzelfall abhängig gemacht: Lediglich ein Priester, der sich wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes in den 1970er Jahren vor zwei Jahren selbst angezeigt hatte, sei begrenzt in der Seelsorge eingesetzt, sagt Pressesprecher Bernhard Schweßinger. Er betreue in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband ein Haus mit ehemaligen Strafgefangenen. Mit Zustimmung des Opfers. "Wir haben vorher das Opfer kontaktiert, das einen Einsatz in diesem begrenzten Rahmen in Ordnung fand", sagt Schweßinger. Ein weiterer pädophil aufgefallener Priester arbeitet in Archiv und Bibliothek. Ein anderer wurde in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Eine Besonderheit gibt es im Bistum Görlitz: "Der Missbrauchsbeauftragte des Bistum ist Laie", sagt Sprecher Raphael Schmidt. Der Vater einer Tochter, die Opfer eines pädophilen Priesters war, hat kein Verständnis für unterschiedliche Handhabungen: "Jede Weiterbeschäftigung ist ein Zeichen der Solidarität mit den Tätern. nd genau das verletzt immer und immer wieder." Auch aus Kirchenreihen gibt es Stimmen, die null Toleranz gegenüber den Sexualstraftätern unter den Priestern fordern.

Extra

Laisierung bedeutet den Verlust aller Rechte und Pflichten. Sie geschieht entweder als Strafe wegen eines besonders schweren Vergehens gegen die priesterlichen Verpflichtungen oder aufgrund der Bitte eines Klerikers durch päpstliche Dispens. Der Laisierte verliert alle Ämter, Rechte und Aufgaben, die mit dem Klerikerstand zu tun haben. Er ist auch nicht mehr an entsprechende Verpflichtungen gebunden. red




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