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Pontifikat Der Scharlatane

By Peter Burger
Heise
May 16, 2012

http://www.heise.de/tp/artikel/36/36935/1.html

Kleinburgerliche Heimathorizonte und das Ende der katholischen Weite: Der Papst aus Bayern und der Zentralkomitee-Katholizismus sind den Herausforderungen des 3. Jahrtausends nicht gewachsen. - Eine fromme Polemik

Zum Fest Christi Himmelfahrt findet in Mannheim der 89. deutsche Katholikentag statt. Die wohl bedeutendste katholische Gestalt aus Mannheim ist der von den Nationalsozialisten hingerichtete Jesuit Alfred Delp. Er war (trotz seiner Nahe zu einigen deutsch-katholischen Ideologiekomplexen) ein kompromissloser Gegner der Faschisten. Einen Monat vor seiner Ermordung schrieb dieser Martyrer in sein Gefangnistagebuch uber den Selbsterhaltungstrieb der Kirchenmachtigen: "Wir haben die kirchenpolitische Apparatur uberschatzt und sie noch laufen lassen zu einer Zeit, wo ihr schon der geistige Treibstoff fehlte. […] Es kommt einzig darauf an, welche innere Machtigkeit die Kirche als Religion in den betreffenden Raumen besitzt. Und hier geschah die gro?e Tauschung." Die Diagnose ist, wenn auch unter ganz anderen Vorzeichen, hochaktuell. Der Papst aus Deutschland hat geistigen Treibstoff fur ein Christentum des 3. Jahrtausends allzu offenkundig nicht zu anzubieten. Der deutsche Katholizismus, der mit ihm kirchenpolitisch keineswegs immer am gleichen Strang zieht, steht leider ebenso wenig fur uberzeugende Alternativen einer prophetischen Kirche. Es dominieren kleine Horizonte.

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Angesichts des romischen Kamikaze-Kurses, der in absehbarer Zeit zum gro?en Knall fuhren muss, kann man sich uber die Blauaugigkeit und Zaghaftigkeit mancher Laienfunktionare nur wundern. Restituiert ist trotz des letzten Konzils ein repressiver Machtapparat, durch den sich Hans Kung - sehr zu Recht - "an Leitungskader in totalitaren und diktatorischen Systemen" erinnert fuhlt.

Vom Papst ernannte Kardinale, deren Amt in Bibel und fruhchristlicher Praxis nirgendwo vorgesehen ist, wahlen jeweils den nachsten Papst, der wiederum allein die neuen Kardinale kreiert und uberall in der Weltkirche alles befehlen kann. Auch die Bischofe auf dem ganzen Erdkreis werden vom Papst so ausgewahlt, dass sie - von sehr seltenen "Unfallen" abgesehen - durchweg aus willigen Befehlsempfangern und Ausfuhrungsbeamten bestehen …

Das sich selbst reproduzierende, auf einen einzelnen Ubermenschen zugeschnittene Machtsystem ist jedoch in jesuanischer, biblischer und altkirchlicher Perspektive schlichtweg illegal. Es ersetzt die Formen rechtma?iger Kirchenleitung durch einen Gotzendienst der Macht und bedarf aus Glaubensgrunden zwingend der Heilung. Dies gilt umso mehr, als Willkur und Selbstherrlichkeit dieses Systems nun wieder ungeschminkt ihr Gesicht zeigen. Zu predigen ist heute der romischen Kurie die Weisung Jesu: "Die in der Welt als Herrscher gelten, willkuren nach unten herunter auf die Menschen und setzen sich ohne Rucksicht auf Verluste durch. So jedoch darf es bei euch nie sein." (vgl. Markus-Evangelium 10,42-43)

 

 

 

 

 




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