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Kirche Verpflichtet Sich Zu Kinderschutz

Tirol
May 10, 2012

http://tirol.orf.at/news/stories/2532424/

Die Diozese Innsbruck setzt Schritte gegen sexuelle Ubergriffe auf Kinder. Ab sofort muss jeder, der mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat, eine Verpflichtungserklarung unterschreiben.

Mehr als 4.600 Manner und Frauen arbeiten in der Kirche mit Kindern, darunter viele Ehrenamtliche z.B. in der Vorbereitung zur Firmung oder in der Jungschar, und viele Hauptamtliche z.B. in kirchlichen Schulen oder Kindergarten. Sie alle, auch Priester, Diakone und Ordensleute, mussen die Erklarung kunftig unterzeichnen.

Als erster unterzeichnete am Donnerstagvormittag der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer die Erklarung. Nach Scheuer setzte auch Generalvikar Jakob Burgler seine Unterschrift unter das Dokument, ihm folgten Vertreter verschiedener in der Kirche Tatiger wie Religionslehrer, Sozialarbeiter, Pfarrer, Pastoralassistenten oder Mesner.

Die Diozesanleitung stellte am Mittwoch die Erklarung den Medien vor

Bewusstseinsbildung und Selbstschutz

Wer mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, werde in Hinblick auf sexuelle Grenzverletzungen speziell geschult. Uber die Verpflichtungserklarung stelle sich die Kirche weiters gegen einen Pauschalverdacht und eindeutig hinter die Schutzbefohlenen, sagte Generalvikar Jakob Burgler. „Indem ich mich verpflichte, begebe ich mich eindeutig auf die Seite des Jugendschutzes. Fur mich als Priester ist das auch ein Selbstschutz vor Pauschalverdachtigungen“, sagte Burgler.

Osterreichisches Interesse an Tiroler Modell

Laut Diozese gebe es in anderen osterreichischen Diozesen mittlerweile teils ahnliche, wenn auch nicht so umfangreiche Verpflichtungserklarungen. Priester, die im Sommer Vertretungen ubernehmen, mussten ebenfalls jetzt schon ahnliche Bestimmungen unterzeichnen. In Deutschland sei dies seit Jahren schon ublich, teilweise werde es auch von Kirchenmitarbeitern selbst eingefordert. „Osterreichische Diozesen schauen jetzt nach Tirol, wie das Modell bei uns funktioniert“, sagte Burgler.

In Innsbruck kam die Entscheidung fur eine Verpflichtungserklarung sowie die Mitarbeiterschulung zustande, nachdem sich Verantwortliche der Diozese mit dem Betriebsrat der Diozese und der Stabsstelle fur „Kinder- und Jugendschutz“ geeinigt haben.

Die Erklarung im Wortlaut

Ich verpflichte mich:

Meine Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist von Respekt, Wertschatzung und Vertrauen gepragt. Ich achte die Personlichkeit und Wurde der Kinder und Jugendlichen.

Ich nehme die individuellen Grenzempfindungen von Kindern und Jugendlichen ernst. Dies bezieht sich insbesondere auf die Intimsphare von Kindern und Jugendlichen.

Ich nutze keine Abhangigkeiten aus.

Ich tue alles, um die mir anvertrauten Kinder und Jugendlichen vor korperlicher, seelischer und sexualisierter Gewalt zu schutzen.

Ich achte im seelsorglichen Gesprach auf die Grenze zwischen hilfreichem Nachfragen und nachbohrendem Ausfragen.

Ich unterlasse es im seelsorglichen Gesprach mich dem/der GesprachspartnerIn verbal und/oder korperlich sexuell anzunahern.

Ich wei?, dass jede sexuelle Handlung mit mir anvertrauten Kindern und Jugendlichen disziplinarische und gegebenenfalls strafrechtliche Folgen hat.

Ich bemuhe mich, jede Form von Grenzverletzung und Gewalt bzw. sexualisierter Gewalt wahrzunehmen und bespreche diese offen.

Im Verdachtsfall bin ich zunachst angehalten, mich an eine Beratungsstelle zu wenden und mich beraten zu lassen. Mit dieser spreche ich das weitere Vorgehen ab.

Verhartet sich der Verdacht im Zuge der Beratung, bin ich verpflichtet, unabhangig von eventuellen Meldungen oder Anzeigen bei anderen Stellen mich auch bei der diozesanen Ombudsstelle zu melden. Dies Information wird vertraulich behandelt.

Ich habe die Informationsbroschure „NEIN! zu sexualisierter Gewalt“ erhalten.

Stabsstellenleiter Hannes Wechner

Eigene Stabsstelle gegrundet

Die Stabsstelle „Kinder- und Jugendschutz“ wurde am 1. April 2011 gegrundet, um laut Diozese einen standigen Prozess der Sensibilisierung fur die Themen Gewalt und sexualisierte Gewalt in Gang zu halten und entsprechende fordernde Ma?nahmen umzusetzen. Dazu gehore unter anderem die Professionalisierung der mit jungen Menschen arbeitenden ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter, Information und Beratung aller Mitarbeiter, Gestaltung struktureller Rahmenbedingungen, um sexualisierte Gewalt in der Institution zu erschweren sowie die Vernetzung mit der diozesanen Ombudsstelle fur Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch.

 

 

 

 

 




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