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Datenleck in Der Klasnic-kommission

By Markus Rohrhofer
der Standard
April 24, 2012

https://derstandard.at/1334796112479/Missbrauch-Datenleck-in-der-Klasnic-Kommission

Von Kardinal Christoph Schonborn zwar beauftragt, beteuert Waltraud Klasnic gern, dass die Kommission unabhangig agiert.

Die Unabhangigkeit der Klasnic-Kommission steht auf dem Prufstand. Eine Datenanfrage eines Opfers offenbart, dass offensichtlich intime Details rund um Missbrauchsfalle bei der Bischofskonferenz landen

Wien - Herbert L. wandte sich im vergangenen Jahr mit einer sogenannten Datenanfrage an die Klasnic-Kommission und die Stiftung Opferschutz. Herr L. ist anerkanntes Missbrauchsopfer und wurde bereits mit 10.000 Euro von der katholischen Kirche entschadigt. Was der Wiener noch genau wissen wollte, ist, welche Daten zu seiner Person im Zuge seiner Missbrauchsaufarbeitung gespeichert wurden. Die Antwort kam im Februar 2012 und uberraschte Herbert L. Der eingeschriebene Brief, der dem Standard vorliegt, tragt namlich den Briefkopf des Generalsekretariats der osterreichischen Bischofskonferenz.

Die Erklarung folgt im ersten Absatz: "Beide angefragten Einrichtungen haben das Auskunftsbegehren zustandigkeitshalber der Datenschutzkommission der Katholischen Kirche in Osterreich zugeteilt." Zustandig fur mitunter heikle Datenfragen rund um die eigentlich kirchenunabhangige Opferschutzanwaltschaft ist also die katholische Datenschutzkommission.

Glaserne Opfer

Drangt sich naturlich die Frage auf, welche Opferdaten den Weg ins Generalsekretariat der Bischofskonferenz finden. Auch daruber gibt das Antwortschreiben Aufschluss. Gespeichert werden neben Namen, Anschrift, Taufdaten und Kirchenaustrittsdaten auch die Art des Missbrauchs, Orte des Missbrauchs, Namen von Therapeuten, die gesammelte Korrespondenz zwischen Opfer und Opferschutzanwaltschaft. Und alle Clearing-Daten. Also jene hochst sensible Informationen, die von der Klasnic-Kommission in sogenannten Clearing-Verfahren gesammelt werden.

Alle kirchlichen Missbrauchsopfer, die eine Entschadigung wollen, mussen eine mehrstundige Kurztherapie ("Clearing") bei ausgewahlten Psychologen absolvieren. Darin werden intime Details zum Missbrauch bzw. zu etwaigen seelischen Beeintrachtigungen - gesundheitliche Erkrankungen, Selbstmordversuche, Beziehungsprobleme - festgehalten. Die Opfer mussen die Psychologen dann von ihrer Verschwiegenheitspflicht entbinden, sodass diese die Berichte anonymisiert an die Klasnic-Kommission weitergeleitet werden konnen. Diese verfasst ein "Deckblatt" und sendet selbiges als Erstinformation an die kirchliche "Stiftung Opferschutz". Vermerkt sind darauf der Name des Opfers, des Beschuldigten, Tatzeitraum, Tatort und die Tatsache, ob korperlicher, seelischer oder sexueller Missbrauch vorliegt. Details zur Tat sind nicht enthalten.

Retourniert wird dann von den jeweiligen Ordinarien oder Ordensoberen eine Stellungnahme. Die Klasnic-Kommission entscheidet uber eine Entschadigung. Und man betont dort gern, keine heiklen Daten weiterzugeben.

"Zu global geantwortet"

Doch warum dann die besagte Auskunft der Datenschutzkommission der Kirche? Herwig Hosele, Sprecher der Klasnic-Kommission: "Da hat der zustandige Jurist bei der katholischen Datenschutzorganisation einfach zu global geantwortet. Es wurden in dem Schreiben einfach alle gespeicherten Daten angefuhrt, verabsaumt wurde eine klare Differenzierung: Welche Daten bleiben bei der Kommission, welche bei der Stiftung Opferschutz und welche gehen an die katholische Datenschutzkommission. Eines halte ich aber ganz klar fest: Es werden keine hochsensiblen Daten aus den Clearing-Verfahren weitergegeben. Sonst hatte doch die ganze Kommission keinen Sinn." (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 25.4.2012)

 

 

 

 

 




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