| Zum Geburtstag Des Papstes: Ein Prominenter Spanischer Theologe Wird Verurteilt
By Christian Modehn
Religions Philosophischer
April 15, 2012
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Pünktlich zum 85. Geburtstag von Papst Benedikt XVI. wird die Öffentlichkeit von der Verurteilung eines großen katholischen Theologen informiert: Wichtige Aussagen von Prof. Andrés Torres Queiruga, einem der bedeutendsten spanischen Theologen, werden gleichermaßen von der römischen Glaubensbehörde wie von der spanischen Bischofskonferenz verurteilt: Prof. Andrés Torres Queiruga (Jahrgang 1940) arbeitete an der Universität von Santiago de Compostela und ist Autor zahlreicher international verbreiteter Bücher sowie Mitglied des Direktionskomitees der führenden katholisch – theologischen Zeitschrift CONCILIUM.
Was werfen ihm Rom und die Bischöfe vor ? Andrés Torres Queiruga „negiert den Realismus der Auferstehung Jesu Christi als ein historisches wunderbares und transzendentes Ereignis. Außerdem leugnet er die Einzigkeit und die Universalität der für das Heil nötigen Vermittlung durch Christus und die Kirche" (zit. nach der Tagezeitung El Mundo, 31. 3. 2012).
Einmal mehr wird deutlich, wie schwer sich die römische Kirche mit Neuinterpretationen der alten Glaubenslehren tut, wie schwer es Rom fällt, die Kultur der Moderne zu respektieren. Auch aus diesem Grund sind diese Ereignisse ein Thema des Religionsphilosophischen Salons, der ja, wie die Freunde unseres Salons wissen, vor allem philosophisch interessiert ist und theologisch besonders gern die liberale Theologie dokumentiert und fördert, als einer Theologie, die der aufgeklärten Vernunft Raum gibt.
Die Herren der Kirche in Rom sind jedenfalls fixiert auf die griechische Sprach- und Denkwelt der Antike; bezeichnend ist die bekannte äußerste Hochschätzung des Papstes für den Heiligen Augustinus und andere „Kirchenväter" der Spätantike.
Rom fordert also von dem spanischen Theologen: An den historischen Realismus der Auferstehung sollte geglaubt werden und an das wunderbares Eingreifen Gottes in diese Welt und ihre Geschichte. Wer Wunder und Auferstehung nicht im wörtlichen Sinne des Katechismus interpretiert, wie Prof. Torres Queiruga, wird verurteilt.„Es gibt in der Empirie der Welt keine Beweise für das wunderbare Eingreifen Gottes", betont er hingegen, wir müssten diese Berichte der Evangelien neu verstehen und interpretieren. Das taten schließlich schon die ersten Christen, als sie die Berichte von dem aramäisch sprechenden Jesus von Nazareth in die griechische Sprachwelt des Neuen Testaments übertrugen.
Am Fall des spanischen Theologen wird einmal mehr sichtbar, dass Rom und die Bischofskonferenz nicht bereit sind, die alten biblischen Berichte in einen modernen Denkhorizont zu übersetzen und dabei selbstverständlich mutige sprachliche Neuschöpfungen zu vollziehen, so wie es ja auch die ersten Christen taten mit ihrer Rezeption der griechischen Philosophie ins christliche Denken. Es findet also in der römischen Kirche eine Art Stillstand der Traditions – Weiter – Entwicklung statt.
Prof. Torres Queiruga betont, dass es vor der Verurteilung seiner theologischen Aussagen keine Gespräche der „Offiziellen" mit ihm gegeben habe: "La sorpresa es por lo insólito del procedimiento, sin previo diálogo teológicamente serio conmigo. Y en este sentido me duele que la nota diga algo que no responde a la verdad: "la Comisión Episcopal para la Doctrina de la Fe ha mantenido un diálogo extenso y detenido con el Autor", so Prof. Torres Queiruga in „El Mundo".
Die Ausgrenzungen kommen an kein Ende: Kürzlich wurde dem ebenfalls weltweit bekannten spanischen Theologen Juan José Tamayo Acosta vom Bischof von Palencia mit der bevorstehenden Exkommunikation gedroht. Diese Strategie der Exkommunikation und Verurteilung wird offiziell festgeschrieben in einem Dokument des Vatikans, das den Bischöfen höchste Autorität zuweist bei der Untersuchung und Verfolgung umstrittener Theologen: „Lamentamos, asimismo, la reciente Instrucción del Vaticano depositando en los obispos la máxima utoridad teológica, anulando y reprimiendo la investigación teológica. Consideramos que estas Instrucciones son un atentado a la libertad intelectual y a la libertad de los hijos de Dios a la queestamos llamados. Quelle: Secretaría Estatal de los Comités Óscar Romero. www.comitesromero.org
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