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"Ich Wurde Wie Ein Tier Angekettet"

Kleine Zeitung
February 10, 2012

http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/chronik/missbrauch/2943693/ich-wurde-ein-tier-angekettet.story

Ein ehemaliger Karntner Heimzogling bricht nach 50 Jahren sein Schweigen. Er erzahlt, dass er im Landesjugendheim Gortschach mehrmals am Hals angekettet und dann sexuell missbraucht worden ist. Kein Einzelfall.

Im Landesjugendheim Gortschach bei Ferlach waren in den 1960er-Jahren bis zu 300 Knaben untergebracht

Nachdem bekannt wurde, dass Heimkinder in Wien in den 1960er-Jahren absichtlich mit Malaria infiziert worden sind (wir berichteten), erschuttert jetzt ein Fall aus Karnten: Im Landesjugendheim in Gortschach bei Ferlach kam es in den 1950er- und 60er-Jahren offenbar mehrfach vor, dass Kinder im Stall wie Tiere am Hals angekettet und dann sexuell missbraucht worden sind. Erstmals hat ein Ex-Heimbewohner (Zogling Nr. 44) sein Schweigen gebrochen. Der heute 62-jahrige Kunstler sagt: "Ich bin mindestens 20 Mal vom Stallknecht angekettet worden. Mehrmals musste ich auch zusehen, wie er die Tiere sexuell missbraucht. Wenn ich brav war, durfte ich das Futter von den Schweinen essen."

Der 62-Jahrige erzahlt aber noch andere unfassbare Vorkommnisse im Heim: Wenn Erzieher Freunde zu Besuch hatten, "ist man geholt worden". Wenn junge Praktikantinnen ins Heim gebracht wurden, "mussten wir Burschen uns vor ihnen nackt ausziehen und wurden gedemutigt". Es gab sexuelle Ubergriffe des damaligen Kinderarztes Franz Wurst (er wurde dafur verurteilt), der Erzieher und es gab Missbrauch durch den Heim-Pfarrer. Die Kirche hat den 62-Jahrigen dafur inzwischen entschadigt.

Er wurde aber nicht nur geschandet. Der 62-Jahrige erzahlt von anderen Qualen, die er im Heim (er lebte dort von 1957 bis 1965) erlitten hatte: Hat man falsch gesungen, aus Hunger verbotenerweise eine Tomate genommen oder eine Rechenaufgabe nicht gleich verstanden, musste man Scheitelknien oder man erhielt Schlage - ins Gesicht, auf den Kopf. Zugeschlagen wurde mit Hacken, Bambusstecken, Mistgabeln. Zur "Zuchtigung" haben die Erzieher Zahnpasta auf die Augen der Kinder gedruckt, Wunden mit Salz behandelt oder den Kindern im Schlaf Stromschlage verpasst, indem sie ihre Fu?e mit Kabeln fesselten. Die Knaben mussten neben der Schule arbeiten, bekamen aber kaum etwas zu essen. Warmes Wasser gab es auch keines fur sie. "Ich habe damals gedacht, das ist normal, das gehort alles so", sagt der 62-Jahrige. "Das war ja auch mein Zuhause. Wohin hatte ich denn sollen?" Von seiner Familie wusste er damals nichts. Erst spater erfuhr er, dass er von seiner Mutter auf einer Parkbank ausgesetzt wurde und 23 Geschwister hat.

Heute ist Zogling Nr. 44 ein erfolgreicher Kunstler, ein Familienvater und seit 22 Jahren glucklich verheiratet.

 

 

 

 

 




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