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  Sexualdelikte: Ein Funftel Der Tatverdachtigen Junger Als 21 Jahre

By Maria Sterkl
der Standard
November 28, 2011

http://derstandard.at/1319184021846/Oesterreich-Sexualdelikte-Ein-Fuenftel-der-Tatverdaechtigen-juenger-als-21-Jahre

"Minderwertigkeitskomplexe und furchtbares Mann-Frau-Bild" als Ursachen - Kritik an Jugendwohlfahrt

Bei Sexualstrafdelikten ist fast ein Funftel der Tatverdachtigen junger als 21 Jahre. ExpertInnen empfehlen daher, mehr Geld fur Tatertherapie auszugeben - Wiederholungstaten konnten dadurch verhindert werden.

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Viele erwachsene Missbrauchstater hatten eine jahrzehntelange Tatergeschichte hinter sich, sagt Peter Wanke vom Verein Limes, der jugendliche Sexualstraftater betreut. Fange man schon im Jugendalter an, mit diesen Tatern therapeutisch zu arbeiten, dann konnten so viele weitere Taten verhindert werden, so Wanke. "Taterarbeit ist Opferschutz", formuliert es Christine Bodendorfer, Psychotherapeutin beim Verein Limes.

Nur noch Verurteilte im Programm

Osterreich gehe jedoch in die entgegengesetzte Richtung: Vor funf Jahren kundigte die Jugendwohlfahrt Limes den Vertrag. Davor hatten auch jene jungen Tater, deren Opfer sich nicht zur Polizei trauten, Zugang zu Therapie. "Seither erreichen wir nur noch die Tater, die schon verurteilt sind", sagt Wanke. "Die Jugendwohlfahrt halt sich heraus, sie wartet ab", kritisiert Wanke. Die mogliche Folge: Die Tater suchen sich weitere Opfer. Nur zehn Jugendliche pro Jahr konnten ins Programm aufgenommen werden, fur mehr reiche das Geld nicht. Zum Vergleich: Allein im Vorjahr wurden 49 Tater im Alter von bis zu 17 Jahren wegen Sexualstraftaten gerichtlich verurteilt.

Sexuelle Gewalt passiere meistens geplant und nur selten spontan, erklart Wanke. Nur eine Minderheit der Taten sei als Vergewaltigung oder sexuelle Notigung im strafrechtlichen Sinne zu fassen, der Gro?teil geschehe subtiler und ohne Androhung korperlicher Gewalt - "Gewalt ist es aber naturlich trotzdem", sagt Wanke. Die Opfer leiden im Stillen und sprechen aus Scham meist gar nicht oder erst viel spater uber das Erlebte - und oft ist dann schon zu viel Zeit verstrichen, um den Tater zur Verantwortung ziehen zu konnen. Umso wichtiger ware es, praventiv vorzugehen, meint Bodendorfer.

Vom Opfer zum Tater? "Stimmt nicht"

Dass die meisten jungen Tater selbst Missbrauchsopfer waren, stimme so nicht, sagt Ruud Bullens, Professor an der Universitat Leiden: Zwischen 70 und 90 Prozent der Tater seien selbst nie Opfer sexueller Ubergriffe gewesen, sagt Bullens. Therapeut Wanke halt andere Faktoren fur entscheidend: "Junge Missbrauchstater haben meist ein extrem ausgepragtes Minderwertigkeitsgefuhl und ein furchtbares Manner-Frauen-Bild." Dazu komme ein schlechter Umgang mit den eigenen Aggressionen - "sie geben den anderen die Schuld, wenn sie aggressiv werden". Das setze sich im Missbrauchsverhalten fort: "Da hei?t es dann schnell, das Madchen hat mich verfuhrt", erklart Therapeutin Bodendorfer. In der Tatertherapie werde versucht, diese verzerrten Selbstwahrnehmungen aufzubrechen.

Im Jahr 2010 ermittelte die Polizei 3.169 Tatverdachtige wegen Sexualstrafdelikten. 607 Tatverdachtige waren junger als 21 Jahre. (Maria Sterkl, derStandard.at, 28.11.2011)

 
 

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