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  "Geld Verdienen Mit Sex Und Porno"

The Sueddeutsche
October 29, 2011

http://www.sueddeutsche.de/kultur/weltbild-und-die-bischoefe-geld-verdienen-mit-sex-und-porno-1.200764

Zu den besten Geschaftemachern im deutschen Medienmarkt gehort seit einigen Jahren die katholische Kirche. 14 Diozesen besitzen die Weltbild-Gruppe in Augsburg, die rasant zulegt - und doch denken die katholischen Bischofe in Deutschland nun uber den Verkauf des Konzerns nach.

Weltbild ist als Buchverlag, Buchhandler und Versender aktiv. Die 14 Bistumer und die Soldatenseelsorge Berlin, denen die Augsburger Gruppe gehort, seien nun "in einer sorgfaltigen Prufung der Frage, welche Gesellschafterstrukturen fur ein weiteres langfristiges und kontinuierliches Wachstum des Unternehmens sinnvoll sind", teilte das Unternehmen am Montag mit. "Als Ergebnis dieser Prufung ist auch eine Erganzung oder Anderung des Gesellschafterkreises moglich."

Im Klartext: Die Kirche stellt Weltbild zum Verkauf.

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Eine Frage der Gro?e

Gro?e allein hat die Kirche in ihrer 2000-jahrigen Geschichte eher selten Schwindelprobleme bereitet - moglich ist aber, dass die Kirche im Fall Weltbild ein Problem der pikanten Art qualt: Ein Verlag dieser Gro?enordnung kann sich der Vielfalt von Themen nicht erwehren. Wer auf buecher.de, einem Ableger der Gruppe, den Suchbegriff "Erotik" eingibt, findet inzwischen 4364 Treffer. Zuoberst: "Die Lehre der Lust. Kleine Hure." Darunter: "Die Unterwerfung der Hure Zarah". Und darunter der Titel: "Geld verdienen mit Sex, Erotik und Porno".

Naturlich werden unter "Top-Themen" auf der Website von Weltbild der Bestseller "Feuchtgebiete" von Charlotte Roche oder die DVDs der Serie "Sex and the City" offeriert. Kid Rock ist eine gro?e Nummer in der Sparte Musik mit seinem "Rock N Roll Jesus".

Es geht eben sehr weltlich zu bei diesem Unternehmen der Kirche. Es handelt sich insgesamt um einen gro?en Verbund, bei dem sich Schlupfriges geradezu sachnotwendig einschleicht. Weltbild ist zum Beispiel am gro?ten deutschen Buchhandler Hugendubel beteiligt; gemeinsam betreiben sie auch Buchhandlungen in den Karstadt-Kaufhausern.

Die Onlineshops, darunter buecher.de, haben den Umsatz 2007/08 um 37 Prozent auf 451 Millionen Euro gesteigert und stehen inzwischen fur 23 Prozent des Umsatzes im Konzern. Zu den 520 Buchhandlungen - darunter 330 unter der Marke Weltbild - sollen noch weitere hinzukommen.

Das vergangene Geschaftsjahr schloss Weltbild mit einem Umsatzsprung um 21 Prozent auf 1,94 Milliarden Euro ab. Die Gruppe beschaftigt nach eigenen Angaben 7400 Mitarbeiter. Erstmals schlagen im abgelaufenen Geschaftsjahr (30. Juni) die vollstandigen Umsatze einer neuen Tochtergesellschaft zu Buche, die Weltbild zusammen mit dem Munchner Buchhandler Hugendubel betreibt.

Die Braut vor der Kirche

Es ist also eine stolze Braut, die sich hier vor der Kirche prasentiert. Das Handelsblatt zitiert in seiner Montagausgabe eine Sprecherin von Weltbild: "Wir prufen derzeit eine Reihe von Interessenten." In der Branche gelte Bertelsmann als interessiert. Der Verkaufsprozess konnte sich bis zum nachsten Jahr hinziehen. "Eine Zerschlagung steht nicht zur Diskussion." Man sei gerade dabei, ein neues, gemeinsames Geschaftsmodell fur den klassischen Versandhandel und den Onlinehandel umzusetzen.

Uber die Grunde, den Augsburger Verlag zu verkaufen, kann nur spekuliert werden: Ist der Konzern einigen Gesellschaftern zu schnell gewachsen? Leidet darunter wirklich das christliche Weltbild des Unternehmens? Wie sehr ist den Katholiken der Vertrieb von erotischer Literatur ein Dorn im Auge?

Der Vorsitzende der Weltbild-Geschaftsfuhrung, Carel Halff, raumte im Gesprach mit der Augsburger Allgemeinen ein, die Wachstumsperspektiven seien "uber die ursprunglichen Kernvorstellungen der Bischofe" hinausgegangen.

Das kann nur hei?en: Die katholische Kirche ist vom eigenen Erfolg uberrollt worden.

 
 

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