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  Küng: " Johannes Paul Ii. Hat Menschenrechte Unterdrückt"

The Heute
April 29, 2011

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Als Vorbild für katholische Gläubige wird Johannes Paul II. am Sonntag seliggesprochen. Doch für den Kirchenkritiker Küng ist er genau das nicht. Er sei "intolerant und unwillig zum Dialog" gewesen. Auch Missbrauchsopfer lehnen die Seligsprechung ab.

Nach Ansicht Küngs taugt der frühere Papst nicht zum Vorbild für katholische Gläubige. Johannes Paul habe "ein autoritäres Lehramt ausgeübt, er hat die Menschenrechte von Frauen und Theologen unterdrückt", sagte der Kirchenkritiker der "Frankfurter Rundschau". Diese dunklen Seiten seien im Seligsprechungsprozess unberücksichtigt geblieben.

Der Theologe äußerte scharfe Kritik am Vorgehen von Papst Benedikt XVI., der die Seligsprechung in Rekordzeit vorangetrieben hatte: "Der Nachfolger spricht den Vorgänger selig? Da geht es doch in Rom zu wie zu den Zeiten der Cäsaren, die den jeweils vorangegangenen Kaiser zum Gott erhoben." Wie ein absolutistischer Fürst habe Benedikt XVI. das eigene Kirchenrecht gebrochen, um Johannes Paul im Hauruckverfahren seligsprechen zu können. Küng, dem wegen Zweifel am Unfehlbarkeitsdogma 1979 die Lehrerlaubnis entzogen worden war, bezeichnete sich selbst als "ersten großen Inquisitionsfall dieses Papstes".

Missbrauchsopfer erheben Vorwürfe

Auch die Organisationen von Missbrauchsopfern haben schwere Vorwürfe gegen den 2005 gestorbenen Papst erhoben. "Nicht nur für mich persönlich, sondern weltweit für viele Opfer, die als Mädchen und Jungen in der Amtszeit von Papst Johannes Paul II. missbraucht wurden, ist diese Seligsprechung Salz in ihre tiefen, noch immer frischen Wunden", erklärte Norbert Denef, Vorsitzender des Netzwerks Betroffener von sexualisierter Gewalt der Wochenzeitung "Die Zeit". "Anstatt einen toten Papst seligzusprechen, sollte die Kirche den Opfern helfen", forderte Denef.

"Sexualisierte Gewalt ist tief in der Kultur und Praxis der katholischen Priester und Bischöfe verwurzelt, sogar noch tiefer verwurzelt, weil Johannes Paul II. jahrzehntelang Misshandlungen im Wesentlichen tolerierte", erklärte die Präsidentin und Gründerin der US-amerikanischen Organisation für Opfer von sexualisierter Gewalt und Missbrauch durch Priester (Snap), Barbara Blaine.

Seligsprechung am Sonntag

Ein Skandal um sexuellen Missbrauch durch Geistliche vor allem in Irland und Deutschland hatte im vergangenen Jahr die katholische Kirche erschüttert. Papst Benedikt XVI. reagierte mit einem Ruf nach Durchgreifen, Transparenz und vorbeugenden Strategien. Sein Vorgänger Johannes Paul II. hatte erstmals im März 2000 im Petersdom die Sünden der "Söhne der Kirche" in zwei Jahrtausenden bereut und bedauert.

2002 hatte der polnische Pontifex angesichts sich häufender Nachrichten aus den USA über sexuellen Missbrauch in der Kirche angeordnet, dass solche Fälle stets und umgehend dem Vatikan gemeldet werden müssen.

 
 

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