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  Klasnic-kommission: Eignung Zum Priester Besser Prufen

Die Presse
April 13, 2011

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Die Aufarbeitung der Falle (sexueller) Gewalt gegen Kinder und Jugendliche wird die Kirche noch jahrelang beschaftigen: 837 Opfer (sexueller) Gewalt, bisher 192 Entschadigungszahlungen entschieden.

Die psychische Eignung fur den Dienst in der Seelsorger, egal, ob als Priester oder beispielsweise Pastoralassistent, musse kunftig verstarkt gepruft werden. Diese Forderung hat der Jugendpsychiater Werner Leixnering am Mittwoch erhoben. Anlass seiner Wortmeldung war die Prasentation der Jahresbilanz der Kommission fur Opfer von Missbrauch, die die fruhere steirische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic leitet.

Das Thema Eignung und Ausbildung der Seelsorger wird sich auch in den Empfehlungen der Kommission finden, die sie an Osterreichs Bischofe richten wird. Ziel: Pravention und adaquate Reaktion auf Falle sexuellen Missbrauchs durch Mitarbeiter der katholischen Kirche.

Die Aufarbeitung der Falle (sexueller) Gewalt gegen Kinder und Jugendliche wird die Kirche jedenfalls noch jahrelang beschaftigen. Ein Jahr nach der Einsetzung der Kommission durch Kardinal Christoph Schonborn zog Klasnic eine erste Bilanz: Von 909 Meldungen wurden 837 Personen nach (kurzer) Prufung der Plausibilitat als Betroffene von Missbrauch im kirchlichen Bereich anerkannt.

199 Beschlusse hat die Kommission bisher gefasst, davon ergingen in 192 Fallen Entschadigungszahlungen an die Opfer, sieben Falle wurden aus unterschiedlichsten Grunden abgelehnt. Etwa drei Viertel von den 837 registrierten Betroffenen waren Manner, wie aus dem Bericht der Opferschutzkommission hervorgeht. Die meisten Falle, also knapp 20 Prozent, sind in Oberosterreich zu verzeichnen gewesen, gefolgt von Wien und Tirol. Gegen funf kirchliche Einrichtungen sind au?erdem Sachverhaltsdarstellungen an die Staatsanwaltschaft ergangen.

Klasnic sprach nach einem Jahr Opferschutzanwaltschaft von einer „vorbildhaften“ Einrichtung. Man werde aber zumindest noch einige Jahre brauchen, bis alle Falle abgearbeitet sind. Zudem werde es kunftig wissenschaftliche Begleitforschung sowie eine Evaluierung der Arbeit geben, kundigte die Vorsitzende an. Klasnic: „Es geht auch um die Strukturen, die Missbrauch und Gewalt zugelassen haben.“ Auch eine Selbsthilfegruppe von Betroffenen werde man begleiten.

„Abgrund von Scheu?lichkeiten“

Wir fuhren keine Gerichtsverfahren, sondern prufen die Anliegen der Opfer auf ihre Plausibilitat, stellte Caroline List, Richterin und Kommissionsmitglied, klar. Auch der Publizist Hubert Feichtlbauer betonte den Grundsatz, im Zweifelsfall fur das Opfer zu sprechen. Die Tatsache, dass der Staat der katholischen Kirche nicht vorschreiben konne, wie viel diese zu zahlen habe, spreche fur die Unabhangigkeit der Kommission. Feichtlbauers Resumee: Man blicke bei Betrachtung der Falle in einen „Abgrund von Scheu?lichkeiten“.

Der Wunsch nach einer staatlichen Koordinierungsstelle wurde auch bei dieser Pressekonferenz erneut laut. Der fruhere Wiener Stadtschulratsprasident Kurt Scholz berichtete, dass man bezuglich nicht kirchlicher Falle bereits in Gesprachen mit dem Bildungsministerium und der Volksanwaltschaft sei: „Es kann nicht sein, dass jemand, der als Ministrant missbraucht wurde, entschadigt wird, und im Sportverein daneben zuckt man mit den Achseln.“

Ahnlich au?erte sich der Psychiater Reinhard Haller in einem schriftlichen Statement, in dem er darauf hinwies, dass sexueller Missbrauch nicht nur in der katholischen Kirche stattfinde.

Unabhangig von der Klasnic-Kommission liegen ungefahr 200 Falle von Missbrauch bei Anwalten, die in der Vergangenheit mit Klagen gedroht haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2011)

 
 

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