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  Opferkommission Fordert Psychotests Fur Priester

Der Standard
April 13, 2011

http://derstandard.at/1302516127330/Katholische-Kirche-Opferkommission-fordert-Psychotests-fuer-Priester

Kardinal Christoph Schonborn (2. v. re.), hier bei der Bischofskonferenz im November, hat die Opferschutzanwaltschaft eingesetzt. Diese fordert "mehr Vorsicht" bei der pastoralen Ausbildung.

900 Missbrauchs-Meldungen in einem Jahr erhielt die Opferschutzkommission der Kirche - Aufarbeitung wird Jahre dauern

Wien - Die von Kardinal Christoph Schonborn eingesetzte Opferschutzanwaltschaft hat ein Jahr nach ihrer Grundung am Mittwoch Bilanz gezogen: Von insgesamt 909 Meldungen haben sich 837 Personen als Betroffene von Missbrauch im kirchlichen Bereich herausgestellt. 253 gemeldete Falle gelten als erledigt, teilte Kommissionsvorsitzende Waltraud Klasnic mit. Gegen funf kirchliche Einrichtungen seien Sachverhaltsdarstellungen an die Staatsanwaltschaft ergangen.

Etwa drei Viertel der registrierten Betroffenen sind Manner, geht aus dem Bericht der Opferschutzkommission hervor. Die meisten Falle, knapp 20 Prozent, wurden in Oberosterreich gemeldet, gefolgt von Wien und Tirol.

192 Entschadigungen

Bisher hat die Kommission 199 Beschlusse gefasst, davon ergingen in 192 Fallen Entschadigungszahlungen zwischen 5000 und 20.000 Euro an die Opfer, sieben Falle wurden aus unterschiedlichsten Grunden abgelehnt.

Jahrelange Arbeit

Klasnic sprach nach einem Jahr Opferschutzanwaltschaft von einer "vorbildhaften" Einrichtung. Man werde aber zumindest noch einige Jahre brauchen, bis alle Falle abgearbeitet sind.

Zudem werde es kunftig "wissenschaftliche Begleitforschung" sowie eine Evaluierung der Arbeit geben, kundigte die Vorsitzende an. "Es geht auch um die Strukturen, die Missbrauch und Gewalt zugelassen haben." Auch eine Selbsthilfegruppe werde man begleiten. Jugendpsychiater Werner Leixnering forderte im Namen der Kommission mehr Vorsicht bei der Ausbildung fur den pastoralen Dienst. So musse die psychische Eignung - etwa von Priesterkandidaten - kunftig verstarkt gepruft werden. Geschehen konne dies etwa durch Supervision. "Wir fuhren keine Gerichtsverfahren, sondern prufen die Anliegen der Opfer auf ihre Plausibilitat", stellte Caroline List, Richterin und Kommissionsmitglied, klar.

Im Zweifel fur die Opfer

Auch der Publizist Hubert Feichtlbauer betonte den Grundsatz, im Zweifelsfall fur das Opfer zu sprechen. Allein deswegen und die Tatsache, dass der Staat der Kirche nicht vorschreiben konne, wie viel diese zu zahlen habe, spreche fur die Unabhangigkeit der Kommission. Auch Verfassungsrichterin Brigitte Bierlein meinte, die von der Kirche eingerichtete Stiftung habe die Entschadigungssummen in jedem Fall eins zu eins ubernommen.

Auch der Wunsch nach einer staatlichen Koordinierungsstelle wurde wieder laut. Kurt Scholz berichtete, dass man bezuglich nichtkirchlicher Falle bereits in Gesprachen mit dem Bildungsministerium und der Volksanwaltschaft sei. "Es kann nicht sein, dass jemand, der als Ministrant missbraucht wurde, entschadigt wird, und im Sportverein daneben zuckt man mit den Achseln."

Die Meldefrist fur Opfer, die sich an die Kommission wenden wollen, endet am 31. Mai. Spatere Meldungen werden dann uber die diozesanen Ombudsstellen abgewickelt. (APA, red, DER STANDARD Printausgabe, 14.4.2011)

 
 

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