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  Kirche Stellt Salzburger Domprediger Dienstfrei

Die Presse
March 11, 2011

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Der Priester hat mit einer Frau wiederholt Sex gehabt. Die Diozese hat ihn auf seinen Wunsch dienstfrei gestellt und ein Verfahren eingeleitet. Der Domprediger gibt eine sexuelle Beziehung zu, streitet aber Missbrauch ab.

Archivbild: Salzburger Dom / Bild: (c) APA (Helmut Fohringer)

Die Affare um angeblichen Missbrauch hat nun dienstrechtliche Konsequenzen fur den Salzburger Domprediger Peter Hofer: Die Erzdiozese Salzburg hat ihn mit sofortiger Wirkung dienstfrei gestellt. Betroffen davon ist sowohl seine Tatigkeit als Pfarrprovisor von St. Jakob am Thurn, sein priesterliches Wirken im Salzburger Dom, "aber auch alle anderen priesterlichen Funktionen". Fur die Pfarre St. Jakob werde ein Ersatzpriester gesucht, sagte Generalvikar Hansjorg Hofer. Au?erdem leitet die Erzdiozese ein kirchenrechtliches Verfahren ein. Im Falle eines Schuldspruchs werde Hofer vom Dienst suspendiert.

"Aufgrund vieler Gesprache und glaubwurdiger neuer Informationen, die das Erzbischofliche Ordinariat zuletzt noch gestern Abend erhielt, sieht sich die Erzdiozese gezwungen zu handeln", hei?t es in der Erklarung. "Die Wahrheit muss zum Tragen kommen", sagte Erzbischof Alois Kothgasser, der seine tiefe Betroffenheit au?erte.

Priester wollte sich zuruckziehen

Davor hat der Domprediger den Antrag gestellt, dass seine priesterlichen Amter bis zu Klarung des Falles ruhend gestellt werden. Ein Glaubwurdigkeitsgutachten soll Klarheit bringen, schlugen Hofer und dessen Anwalt Fritz Muller am Freitag bei einem Pressegesprach vor. Mit diesem Schritt solle moglicher Schaden fur die Kirche abgewendet und der Druck auf die Beteiligten geringer werden. Fur St. Jakob werde ein Ersatzpriester gesucht, kundigte Generalvikar Hansjorg Hofer an.

Eine heute 47-Jahrige hatte behauptet, sie sei in den 80er Jahren von Hofer, der damals die Stadtpfarre Nonntal geleitet hat, Hunderte Male vergewaltigt worden. Hofer erklarte, die Beziehung habe sich 1985 und 1986 intensiviert, da sei es auch zu einigen sexuellen Kontakten gekommen. Er habe sie aber nie zum Sex gezwungen und ihr nie Gewalt angetan, betonte der Geistliche. "Diese Dinge gehoren fur mich zu den groben Verfehlungen eines anderen Menschen gegenuber. Es war eine vollig unkomplizierte, offene, frohliche Freundschaft. Unsere Beziehung war von meinem Standpunkt aus so, dass ich ihr nicht wehtun hatte konnen."

Was passiert sei, sei deshalb nicht in Ordnung gewesen, da er seine Funktion als Priester uberschritten habe, "obwohl ich damals nicht der zustandige Priester der Frau war", gestand Hofer ein. Als sie 1986 ihren Ehemann kennenlernte, habe sich die Beziehung einvernehmlich auf ein freundschaftliches Verhaltnis reduziert. Er habe die Familie pastoral begleitet, die Trauung vorgenommen und ihre zwei Kinder getauft.

Hoffen auf Gutachten

Da nun Aussage gegen Aussage steht und ein gerichtliches Verfahren laut dem Anwalt des Geistlichen wegen Verjahrung nicht moglich sei, hoffen Hofer und Muller auf das Zustandekommen eines Glaubwurdigkeitsgutachtens durch einen gerichtlich beeideten Sachverstandigen. Das Gutachten sei die einzige Chance, dass die Wahrheit ans Tageslicht komme, ob man den Vorwurfen "glauben kann oder nicht", sagte Rechtsanwalt Fritz Muller. "Stimmt das, oder ist das eine Wahnvorstellung", nahm er auf die Anschuldigungen der Salzburgerin Bezug.

Das Gutachten konne aber nur dann erstellt werden, wenn sich die 47-Jahrige bereiterklare, daran mitzuarbeiten, erlauterte der Advokat. Die Expertise soll dann der Klasnic-Kommission und der Ombudsstelle der Erzdiozese Salzburg vorgelegt werden. Warum die Vorwurfe erst nach mehr als zwei Jahrzehnten plotzlich auftauchten, konne womoglich mit der schweren Erkrankung der Frau und mit Problemen in der Familie zu tun haben, mutma?ten der Geistliche und sein Anwalt. Von einer Verleumdungsklage sehe man aber wegen des bedauernswerten Gesundheitszustandes der Frau ab, sagte Muller. "Mein Mandant bedauert es sehr, dass es ihr sehr schlecht geht."15.000 Euro fur Krebstherapie

Der Geistliche erfuhr von den Vorwurfen eigenen Angaben zufolge erstmals im Jahr 2007. Zwei Jahre spater wandte sich die Betroffene an die Salzburger und Wiener Ombudsstelle. Danach habe sie von ihm 25.000 Euro gefordert, aus Mitleid habe Hofer 5000 Euro und spater 10.000 Euro fur die Krebstherapie als einmaligen Betrag angeboten, vorausgesetzt, sie erhebe keine Missbrauchsvorwurfe mehr, erlauterte Rechtsanwalt Muller. Am Ende der Gesprache mit der Klasnic-Kommission im Mai 2010 sei ihm mitgeteilt worden, dass sie monatlich 650 Euro fur Therapiekosten erhalte, die vom Kirchenfonds refundiert werden.

Hofer selbst mochte sich nach den Turbulenzen erst einmal "erholen und ein bisschen untertauchen und meine Mitte und Ruhe finden", wie er bei der Pressekonferenz sagte. Er durfe auf Anfrage aber weiterhin eine Messe halten oder eine Taufe vornehmen. "Die priesterlichen Aufgaben bleiben bestehen, aber nicht die amtlichen Aufgaben im Dom und in St. Jakob am Thurn."

 
 

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