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  Schmerzensgeld Oder Schweigegeld?

BR
January 13, 2011

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Im Streit zwischen der katholischen Kirche und dem Journalisten, der im Internet über die Missbrauchsfälle von Riekofen berichtet hatte, meldete sich erneut die Mutter eines der Opfer zu Wort. Sie habe eine Zahlung der Kirche eindeutig als Schweigegeld empfunden. Das Bistum Regensburg sieht das anders.

Der Sprecher des Bistums Regensburg, Clemens Neck, wies im Bayerischen Rundfunk die Vorwürfe zurück, bei dem Geld, das die Diözese an die Familie eines Missbrauchsopfers gezahlt habe, habe es sich um Schweigegeld gehandelt. Wenn der Kirche Dinge vorgeworfen werden, die nicht stimmen, müsse man auf der Wahrheit bestehen. Bei dem gezahlten Geld an die Viechtacher Familie habe es sich um Schmerzensgeld, nicht aber um Schweigegeld gehandelt.

Den Begriff Schweigegeld hatte der Regensburger Journalist Stefan Aigner in einem Kommentar über diesen Fall benutzt. Der Kommentar wurde in der Internetzeitung "Regensburg Digital" veröffentlicht. Gegen diese Formulierung geht die Diözese gerichtlich vor. Das Hamburger Landgericht hatte dem Journalisten bei Androhung eines Ordnungsgeldes von 250.000 Euro untersagt, diese Formulierung zu wiederholen. Aigner will das nicht hinnehmen. Ein Urteil soll am 25. Feburar fallen.

Familie eines früheren Opfers: Zahlung war Schweigegeld

Der Hintergrund: 1999 hatte die Familie eines früheren Opfers 5.000 Mark Schmerzensgeld erhalten, gekoppelt mit einer schriftlichen Stillschweigevereinbarung, so die Mutter des Kindes. Sie betonte im BR, sie empfinde diese Geldzahlungen eindeutig als Schweigegeld. Dies sei damals durchaus auch in ihrem Sinne gewesen. "Das war begründet zum Schutz der Kinder, dass sie nicht angeprangert werden, weil ihnen das furchtbar peinlich war", erzählte sie dem BR. Besonders verärgert habe sie damals, dass die Kirche einen Passus in dem Vertrag ablehnte, in dem sie festgehalten haben wollte, dass der Geistliche nicht mehr in der Kinder- und Jugendarbeit eingesetzt werde. Derselbe Pfarrer missbrauchte später in Riekofen erneut Kinder.

Preisgekrönter Journalist will nicht klein beigeben

Aigner, dessen Internet-Plattform im vergangenen Jahr für ihre Berichterstattung mit dem Deutschen Social Media Preis ausgezeichnet worden war, kündigte an, er werde im Falle einer Niederlage vor Gericht in die nächste Instanz gehen. Er beharrte auf seinem Standpunkt der freien Meinungsäußerung: "Als Journalist muss man auch unbequeme Sachen schreiben dürfen." Zur Finanzierung des Rechtsstreits sammelte Aigner nach eigenen Angaben unter den Lesern seines Online-Blogs mehr als 10.000 Euro an Spenden.

 
 

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