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159 Priester in Sexuellen Missbrauch Verstrickt The inFranken December 3, 2010 http://www.infranken.de/nachrichten/bayern/159-Priester-in-sexuellen-Missbrauch-verstrickt;art179,106628 Die Erzdiozese Munchen und Freising hat am Freitag ihren 250 Seiten starken Missbrauchsbericht vorgelegt. Demzufolge seien mindestens 159 Priester, von denen 26 wegen Sexualdelikten verurteilt wurden, und 96 katholische Religionslehrer in Falle sexuellen Missbrauchs verstrickt gewesen, sagte die Rechtsanwaltin Marion Westpfahl in Munchen.
Alle in die Delikte verstrickten Personen seien bereits verstorben. Es musse jedoch von einer sehr viel hoheren Zahl von Missbrauchsfallen ausgegangen werden, da durch die Vernichtung wesentlicher Akten "der Ungeist der Vertuschung erfolgreich war", fugte Westpfahl an, die gemeinsam mit weiteren Gutachtern mit der Sichtung von 13.200 Akten beauftragt worden war. Untersucht wurde der Zeitraum von 1945 bis 2009, also auch die Amtsjahre von Josef Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI. Aus dessen Amtszeit sei lediglich der Fall eines Priesters im Munchner Suden dokumentiert, dem Ratzinger einen langen Brief geschrieben habe, er musse die ihm angedrohten Sanktionen hinnehmen. Der Mann sei aus dem Priesteramt entlassen worden. "Nur dabei trat Ratzinger greifbar in Erscheinung", sagte Westpfahl. Westpfahl gab zu, bei der Untersuchung oft an Grenzen gesto?en zu sein - nicht wegen mangelnden Aufklarungswillens, sondern wegen einer Aktenvernichtung im gro?en Stil. Wichtige Schriftstucke, die mogliche weitere Falle von Sexualmissbrauch belegen konnten, seien unvollstandig gewesen, einen Teil der Akten habe man nach dem Tod von Klerikalen in Privatwohnungen gefunden. Eine Zentralerfassung des Aktenbestandes, wie sie bei jeder Verwaltung ublich sei, existiere nicht. Der Missbrauchsbericht macht auch vor gravierenden Vorwurfen gegenuber der katholischen Kirche im Umgang mit den Opfern nicht halt. Viele untersuchte Schriftstucke hatten einen "euphemistischen, verharmlosenden Sprachgebrauch". Die Auswirkungen auf das Opfer seien nur zu erahnen. Die betroffenen Kinder seien einer Vereinsamung ausgesetzt gewesen und gar nicht wahrgenommen worden, kritisierte Westpfahl. Uber die Tater fanden die Gutachter heraus, dass sie in einer Vielzahl von Fallen psychisch und physisch gering belastbar gewesen seien. Westpfahl sprach von "Wehleidigkeit und Selbstmitleid". Viele hatten sich hinter Krankheiten verschanzt und "Reifedefizite" aufgezeigt. Immerhin gehe es bei der uberwiegenden Zahl der Tater um Manner zwischen 45 und 65 Jahren. Auffallig seien haufiger Alkoholmissbrauch gewesen sowie ein Auftreten der Falle sexuellen Missbrauchs vorwiegend im landlichen Bereich. "Nach Auffassung der Gutachter findet die unterschiedlich ausgepragte Bereitschaft, selbst gravierende Vergehen unaufgeklart und ungesuhnt zu belassen, ihre Wurzel in einem fehlinterpretierten klerikalen Selbstverstandnis", sagte Westpfahl. Es gehe um ein bruderliches Miteinander, das sich dem rucksichtslosen Schutz des eigenen Standes verpflichtet fuhle und Rechtfertigungen fur Vertuschung suche. Homosexuell veranlagte Kleriker unterlagen bedauerlicherweise einem hohen Erpressungspotenzial. Ein Missbrauchsbeauftragter, wie ihn die Deutsche Bischofskonferenz einsetzen will, musse jahrlich einen Bericht abliefern und weitestgehende Entscheidungskompetenzen erhalten, forderte die Juristin. Zudem mussten die berechtigten Opferinteressen noch besser berucksichtigt werden, angehende Priester durch unvoreingenommene Personen kritisch auf ihre Personlichkeitsmerkmale hin zu prufen. Der Munchner Erzbischof Reinhard Marx, der das Gutachten in Auftrag gegeben hatte, gab zu: "Es waren die sicher schlimmsten Monate meines Lebens." Er empfinde Scham, Traurigkeit und Betroffenheit. "Wir bitten als Kirche um Vergebung fur das, was Mitarbeiter der Kirche getan haben." Die Glaubwurdigkeit der Kirche habe schweren Schaden genommen. epd |
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