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Mehr Rechte Für Opfer The Deutschlandfunk December 2, 2010 http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kommentar/1332570/ [with audio] Über den Runden Tisch zum Kindesmissbrauch Von Gudula Geuther, Hauptstadtstudio "Verschweigen, Vertuschen und Verdrängen hat ein Ende." Mutige Worte von Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Natürlich hat es das nicht. Sexueller Missbrauch, gerade an Kindern, geschieht heimlich. Und allzu oft bleibt es dabei. Die Täter zählen auf die Scham ihrer Opfer, auf Angst, auf unberechtigte Schuldgefühle derer, die sich manchmal nicht schnell genug zu wehren wussten. Auch wenn ein Damm gebrochen ist, wenn viele ihre Stimme gefunden haben, werden andere weiter schweigen, vielleicht ein Leben lang; und verdrängen, womit viele nie zurecht kommen. Vertuscht werden wird weiterhin, wenn sich die Mutter den Taten ihres Mannes nicht stellen kann, wenn Abhängigkeit oder Loyalität die Überhand gewinnen. Das Thema des Rundes Tisches eignet sich nicht für vollmundige Erfolgsmeldungen. Es sind die Mühen der Ebene, die kleinen Schritte, an denen die Fachleute zu arbeiten haben. Und die größten Brocken haben sie noch vor sich. Da sind die Leitlinien, die das Vertuschen auf der Ebene von Institutionen - in Schulen, Orden, Sportvereinen - beenden sollen, durch Selbstverpflichtung zur Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft. Das war das erste Thema in der Diskussion, dasjenige, warum Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ihren ursprünglichen Runden Tisch einberufen wollte. Ob die Verständigung mit den Institutionen tatsächlich gelingt, werden wir Anfang kommenden Jahres erfahren. Da sind die Entschädigungszahlungen, für die es kaum gerechte Maßstäbe geben kann. Soll beim Missbrauch in Familien gelten, was in Institutionen gilt? Soll es eine Rolle spielen, ob ein Opfer in erster Linie will, dass das Leiden anerkannt wird, oder ob es darum geht, auszugleichen, was ein Opfer vielleicht jahrzehntelang gehindert hat, ein normales Leben zu führen? Da sind - ganz profan - die Finanzen: Zu betonen, wie wichtig es ist, Beratungsstellen auszustatten ist etwas anderes als das Geld auf den Tisch zu legen. Trotzdem - viele kleine Schritte sind gemacht. Übrigens bisher vor allem solche, die nicht unbedingt des Runden Tisches bedurft hätten, weil sie die klassische Aufgabe des Gesetzgebers oder der Bundesverwaltung als Geldgeber sind. Verjährungsfristen im Zivilrecht sollen verlängert werden. Die sind derzeit geradezu lächerlich kurz, meist kürzer als im Strafrecht. Für den Schutz von Opfern im Strafverfahren wurde in den letzten zehn Jahren viel getan, jetzt soll gerade der besonderen Situation von Missbrauchsopfern noch einmal Rechnung getragen werden. Das wird nichts daran ändern, dass für die meisten der Schritt äußerst schwer sein wird, sich dem Täter, einer begrenzten Öffentlichkeit und den Leiden noch einmal zu stellen. Aber es kann zumindest erleichtern, wo es möglich ist. Verschweigen, Vertuschen und Verdrängen hat ein Ende - das ist - nur dann - richtig, wenn es keine Bilanz, sondern ein Ziel ist. Zu dem Ziel gehört, dass sich die Mutter, der Nachbar, der Vorgesetzte bewusst ist, wie tief und wie lange Opfer leiden und dass sie wissen, dass Missbrauch praktisch überall vorkommt; dazu gehört, dass Opfer leichter reden können, weil sie wissen, dass sie nicht allein sind. Mindestens dafür ist der Runde Tisch sinnvoll, als Institution, die Aufmerksamkeit schafft. |
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