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Vatikan Verscharft Seine Regeln Gegen Missbrauch The Zeit July 15, 2010 http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-07/vatikan-regeln-missbrauch Die Missbrauchsfalle haben den Vatikan unter Druck gesetzt: Mit den neuen Strafnormen will die katholische Kirche wirksamer und schneller Verbrechen bestrafen.
Der Vatikan hat die kirchenrechtlichen Normen fur das Vorgehen gegen sexuellen Missbrauch durch Geistliche teils scharfer gefasst, teils erganzt. Die neuen Vorschriften seien ein "klares Signal fur die ruckhaltlose Aufklarung und Ahndung solcher Untaten", erklarte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Die von der Glaubenskongregation unter US-Kardinal William Levada erarbeiteten neuen Kirchenregeln sehen fur die "dringendsten und schwersten Falle" sogenannte Schnellverfahren gegen padophile Geistliche vor. Dies ermoglicht, ein Verfahren au?ergerichtlich zugiger abzuwickeln oder den Fall direkt dem Papst vorzulegen, wie Vatikan-Sprecher Federico Lombardi erlauterte. Das Oberhaupt der katholischen Kirche entscheidet dann uber die Entlassung eines Priesters. Mit dem neuen Regelwerk wird zudem die Verjahrungsfrist fur sexuellen Missbrauch von Minderjahrigen, die bisher zehn Jahre nach Erreichen der Volljahrigkeit des Opfers betrug, auf 20 Jahre angehoben. Diese Frist kann laut Lombardi noch verlangert werden. Dies war auch unter der bisherigen 10-Jahres-Regelung bereits moglich. Der Umgang mit padophilen Geistlichen in der katholischen Kirche stutzt sich auf das Kirchenrecht und ein Dekret, das sogenannte Motu proprio, das der fruhere Papst Johannes Paul II. im Jahr 2001 veroffentlicht hatte. Grundlage war ein Dokument der Glaubenskongregation, die damals von Joseph Ratzinger, dem heutigen Papst, geleitet wurde. Johannes Paul II. ordnete in seinem Dekret bereits an, dass Bischofe ihm Falle padophiler Priester melden mussten und diesen sofort jeder Kontakt zu Minderjahrigen verwehrt werden musse. Die Glaubenskongregation verscharfte und erweiterte nun ihr Regelwerk, auf dem das papstliche Schreiben basierte. So wurde der sexuelle Missbrauch von geistig Behinderten mit dem Missbrauch Minderjahriger gleichgesetzt und der Besitz von kinderpornografischem Material als Tatbestand aufgenommen. Neu ist auch, dass kunftig Laien in Kirchengerichte berufen werden konnen. Die katholische Kirche wolle "mit Strenge und Transparenz" gegen padophile Geistliche vorgehen, sagte Vatikan-Sprecher Lombardi. Zollitsch begru?te die "Anpassung an heutige Erfordernisse". Zu bedenken sei, "dass die Kirche hier nur ihren eigenen kircheninternen Rechtskreis regelt", erklarte er. Die Bestrafung von Tatern nach den staatlichen Gesetzen bleibt nach Zollitschs Worten davon unbenommen und werde in keiner Weise beruhrt. Rom hatte im April zum Hohepunkt des Missbrauchsskandals bereits klargestellt: "Das staatliche Gesetz, das die Anzeige von Verbrechen bei den Behorden betrifft, sollte immer befolgt werden." Es gehe darum, mit dem kanonischen Recht die schlimmsten Falle schneller und effektiver bewaltigen zu konnen, erklarte Lombardi. Auch Versto?e gegen Sakramente geregelt In dem Normenkatalog aktualisierte der Vatikan nicht nur die sogenannten "sittenwidrigen Vergehen", sondern auch die Versto?e gegen die Sakramente: Entlassung oder Absetzung drohen auch jedem Kleriker, der eine Frau zur Priesterin weiht. Beide sollen in einem solchen Fall exkommuniziert werden, weil es sich dabei um eine "schwerwiegende Straftat" handele. Kritiker monieren, dass beides im selben Erlass erwahnt wird, weil dies eine Gleichsetzung beider Sachverhalte impliziere. Benedikt XVI. hat die neugefassten Normen nicht unterschrieben, so dass es sich nicht um eine "papstliche Botschaft" handelt. Der Papst uberlie? dies dem US-Kardinal, der nach der Wahl von Joseph Ratzinger zum Pontifex 2005 das Amt des Prafekten der Kongregation ubernahm. Die katholische Kirche wird seit Monaten von einer Serie von Missbrauchsfallen auf der ganzen Welt erschuttert. Hochrangige Mitglieder des Klerus stehen dabei im Verdacht, Falle von sexuellem Missbrauch systematisch vertuscht zu haben. Auch Benedikt XVI. steht in der Kritik, vor seiner Zeit als Papst nicht entschieden genug gegen padophile Priester vorgegangen zu sein. |
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