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  Ein Bistum in Der Lernphase

RP
July 13, 2010

http://www.rp-online.de/niederrheinsued/nettetal/nachrichten/Ein-Bistum-in-der-Lernphase_aid_881360.html

Georg Kerkhoff war bis zum Jahr 2006 Pfarrer in Lobberich und Hinsbeck. Auf dem Foto ist er vor der Kirche St. Sebastian zu sehen. RP-Archivfoto: Busch

Vorrangig Lobbericher und Hinsbecker waren nach Viersen gekommen, um mit Vertretern des Bistums Aachen uber den Umgang mit dem Fall des Pfarrers Georg Kerkhoff durch die Amtskirche zu diskutieren.

Pfarrer Heiner Schmitz ist der Personalchef fur alle pastoralen Mitarbeiter im Bistum Aachen. In dieser Funktion stellte er sich im Viersener "Haus der Caritas" einer Diskussion mit dem Titel "Sexueller Missbrauch an Minderjahrigen durch Priester". Tatsachlich wurde die Veranstaltung, zu der das Bistum eingeladen hatte, zu einem Abend, an dem beinahe jeder Redebeitrag aus dem Publikum in Vorwurfe gegen das Verhalten der Amtskirche im Fall des fruheren Lobbericher Pfarrers Georg Kerkhoff mundete.

Rund 80 Interessierte waren gekommen, die meisten von ihnen aus Lobberich und Hinsbeck, wo Kerkhoff bis Ende 2006 wirkte. Detailliert schilderte Schmitz die bereits bekannten Vorgange, angefangen mit einem anonymen Schreiben mit Hinweisen auf Saunagange des Pfarrers mit Jugendlichen bis zur Suspendierung nach der Anklageerhebung in Sudafrika.

Er habe den Brief zu den Saunagangen nicht als Anzeichen fur Ubergriffe gewertet, sagte Schmitz. Immerhin sei dem Pfarrer verboten worden, mit Gemeindemitgliedern gleich welchen Alters im privaten Rahmen zu schwitzen. Mit den Vorgangen in Sudafrika sei das Bistum Aachen nicht befasst gewesen, Kerkhoff habe bis Ende Mai der Zustandigkeit des kirchlichen Auslandssekretariats unterstanden.

Dem Bistum sei sein Aufenthaltsort bekannt. Er erhalte eine Unterstutzung von 1100 Euro monatlich, wie bei suspendierten Priestern ublich. Das Bistum beteilige sich allerdings nicht an den Anwaltskosten. Eine "Voruntersuchung" laufe, wenn die Vorwurfe sich bestatigen, werde er aus dem Klerikerstand entlassen.

Im Lauf der Diskussion beklagten ehemalige Kirchenvorstande, dass sie nie informiert worden seien. Im Fall eines Missbrauchsopfers, das sich spater an das Nachrichtenmagazin Spiegel wandte, sei Personalchef Schmitz trotz eines Anrufes Monate vor der Veroffentlichung untatig geblieben. Die Mutter eines Opfers aus der deutschen Gemeinde in Johannesburg schilderte, wie deutsche Kirchenvertreter die Familien ausgegrenzt und allein gelassen haben.

Johannes Heibel, Vorsitzender der Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen, sagte, die Kirche lasse die Opfer allein. Das Bistum habe lange Zeit Hinweise auf Ubergriffe nicht erkannt, im Gegenzug aber die Gemeinden vor seinen Recherchebemuhungen gewarnt.

Johannes Heibel verwies auf entsprechende Richtlinien und Anlaufstellen, gerade werde eine Missbrauchsbeauftragte berufen. Die Kirche betreibe seit 21 Jahrhunderten erfolgreiche Jugendarbeit. Hinsichtlich des Umgangs mit ubergriffigen Priestern befinde man sich zurzeit in einer Lernphase, so Schmitz.

Frage des Tages

 
 

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