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  Kirchenversagen
Wenn Bischof Mixas Lebenswandel, Der Dem Amt Eines Bischofs Nicht Entsprach, Bekannt War, Warum Haben Ihn Dann Seine Mitbrüder Im Wahrsten Sinne Des Wortes Nicht Rechtzeitig Ins Gebet Genommen? Ein Kommentar Von Günther Nonnenmacher.

Frankfurter Allgemeine
June 20, 2010

http://www.faz.net/s/RubC4DEC11C008142959199A04A6FD8EC44/Doc~E783DD8168CDB400F914736B00D424278~ATpl~Ecommon~Scontent.html

DEUTSCHLAND — Wer sich in der Kirchengeschichte ein wenig auskennt, wei?, dass die Institution, deren Auftrag es ist, die Lehren Christi zu verkunden, von Makel nicht frei ist. Theologisch gesprochen: Auch Bischofe und Priester waren und sind Sunder. Ins Allgemeine gewendet: Wo Menschen sind, da menschelt es. Aber das, was den Katholiken in Deutschland und daruber hinaus in letzter Zeit von ihrer Kirche zugemutet wurde, uberschreitet doch das Ma? dessen, was man fehlbaren Menschen
Was den Katholiken von ihrer Kirche zugemutet wurde, uberschreitet das Ma?
Photo by Walter Mixa

allemal zubilligen muss. Da geht es um Missbrauch an Kindern und Jugendlichen in vielen Landern, der sich offenbar nicht auf fehlgeleitete Einzelne beschrankt, sondern hinter dem manche inzwischen ein System vermuten, das aus den Lebenszumutungen heraus wachst, denen sich katholische Geistliche unterwerfen: Das Stichwort hei?t Zolibat.

Der Fall des Augsburger Bischofs Mixa weist auf ein anderes Phanomen hin. In der Institution Kirche, die nicht nur dazu berufen ist, ewige Wahrheiten zu verkunden, sondern die der Welt auch ein Vorbild geben sollte, was Wurde und Anstand im Umgang miteinander bedeuten, geht es offenbar nicht viel anders zu als beispielsweise in politischen Parteien oder, um noch drastischer zu werden, in einem Kleingartnerverein, in dem mit Haken und Osen um den Vorsitz gekampft wird. Anders lasst sich kaum erklaren, wie diese Angelegenheit vollkommen aus dem Ruder laufen und zum Skandal werden konnte.

Wenn, wie es jetzt hei?t, Mixas Lebenswandel, der dem Amt eines Bischofs offenbar nicht entsprach, im Gro?en und Ganzen schon seit geraumer Zeit bekannt war, warum haben ihn dann seine Mitbruder im wahrsten Sinne des Wortes nicht rechtzeitig ins Gebet genommen? Wenn es Verdachtsmomente schon in seiner Amtszeit als Schrobenhausener Stadtpfarrer und als Bischof von Eichstatt gab, warum wusste dann die kirchliche Hierarchie entweder nichts davon oder zog daraus nicht die notwendigen Konsequenzen? Wieso wurde die Causa Mixa in ihrer vorletzten Etappe so gehandhabt, dass der Anschein entstehen konnte, hier gehe es um die "politische" Auseinandersetzung zwischen einem "liberalen" und dem "konservativen" Flugel der Bischofskonferenz? Inzwischen ist die Sache so unappetitlich, dass man als Katholik kaum zu wunschen wagt, die ganze Wahrheit moge auf den Tisch kommen.

 
 

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