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Mehr Auf Augenhöhe Mit Den Menschen Agieren

Neumarkter Nachrichten
June 7, 2010

http://www.nm-online.de/artikel.asp?art=1237796&kat=16&man=9

Wie geht es weiter mit der katholischen Kirche? Der Missbrauchs-Skandal hat viel aufgewirbelt, manche Gläubige sind auf Distanz zu ihrer Kirche gegangen. Gleichzeitig sind Themen wie Zölibat oder mehr Ämter für Frauen auf der Tagesordnung nach oben geschnellt. »Die Sehnsucht nach geistlicher Nahrung, nach glaubwürdigem kirchlichem Tun ist da«, sagt die Neumarkterin Magdalena Bogner. Sie hat lange als Präsidentin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) gewirkt und war Vizepräsidentin im Zentralkomitee der Katholiken (ZdK).

NEUMARKT - Wochenlang haben Missbrauchsfälle die Schlagzeilen gefüllt, aus katholischen aber auch anderen Institutionen. Nun gehe es darum, Glaubwürdigkeit wieder zurückzugewinnen, »die sehr fragil geworden ist«, formuliert Magdalena Bogner. Sie macht als eine der Ursachen für den Missbrauch aus, dass er meist in »geschlossenen Gesellschaften« passiert sei, nicht nur in katholischen Einrichtungen. Der Missbrauch sei nicht auf das ehelose Leben zurückzuführen, sondern darauf, dass bei den Missbrauchenden »die sexuelle Entwicklung auf einer unterentwickelten Stufe stehengeblieben« sei. Allerdings seien manche gerade deshalb von einem Beruf mit zölibatärem Leben angezogen worden.

Der Zölibat wurde von Erzbischof Robert Zollitsch als »theologisch nicht notwendig« bezeichnet. Auch Bogner kann sich vorstellen, dass es Priestern freigestellt wird, im Zölibat zu leben oder auch nicht. Es sei gut vorstellbar, dass Priester »mit einer gesunden, gereiften Sexualität entweder ehelos leben oder heiraten und eine Familie haben können«.

Von den Kirchenverantwortlichen wünscht sich Bogner, dass sie weniger von oben herab, sondern vielmehr auf Augenhöhe zu den Menschen agieren sollten, mit weniger »fürstlichem Gehabe «, sagt sie. Doch die Bischöfe alleine können nicht die Glaubwürdigkeit wieder herstellen, ist sie sicher. »Nur mit allen Männern und Frauen, die sich als katholische Christen empfinden, die ihren Glauben bewusst leben«, könne dies gelingen. Das schließt Zuwendung, Verstehen der Menschen und ihrer Fragen und Nöte mit ein und bedeute, dass Christen sich selbst als Teil der Kirche empfinden und diese aktiv mit gestalten.

Zeiten des Priestermangels

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Ohnehin werde es in Zeiten des Priestermangels immer mehr Mitarbeit von Laien - Männern und Frauen - geben, ist Bogners Prognose. Immer weniger Männer wollen Priester werden; in Deutschland hätten sich 2009 nur noch etwa 800 Priesterkandidaten in den Seminaren auf ihren Beruf vorbereitet, bis vor einigen Jahren waren es noch weit über 1000. Gleichzeitig sei absehbar, dass eine ganze, zahlenmäßig starke Priestergeneration bald in den Ruhestand treten wird.

In einigen Bistümern gebe es bereits ganze Gemeinden, in denen Laien die Verantwortung tragen; die Frauen und Männer werden theologisch-wissenschaftlich vorbereitet und begleitet. »Das ist wichtig für die Zukunft der Kirche«, meint Bogner.

Dass Priesterinnen in überschaubarer Zukunft in katholischen Kirchen am Altar stehen könnten, sieht Bogner nicht, obwohl es theologisch keine ernsthaften Gründe dagegen gäbe. Doch nach kirchlicher Aussage solle diese Frage »als ein für allemal erledigt« betrachtet werden. Es dürfe über sie nicht einmal diskutiert werden. In ihren Augen ein Fehler: »Man muss drüber reden dürfen.«

Doch im Moment gehe es eher darum, Frauen in andere Führungspositionen der katholischen Kirche zu bringen, die nicht an die Weihe gebunden sind, etwa in leitende Verwaltungsämter auf Diözesan- wie auf weltkirchlicher Ebene. In einer Diözese sei die Ordinariatsrätin so ein Amt, sagt Bogner. Ein Ordinariatsrat unterstützt den Bischof in der Leitung seiner Diözese. In einer Reihe deutscher Diözesen haben Frauen bereits solche Ämter inne, wie etwa in München, Mainz oder Osnabrück.

Frauen für Leitungsämter

In der deutschen katholischen Kirche werde auch einiges getan, um Frauen für kirchliche Leitungsämter zu qualifizieren. So habe es ein sich über drei Jahre erstreckendes Qualifikationsangebot für weibliche Führungskräfte gegeben, das durch die Deutsche Bischofskonferenz getragen wurde und auch an ehrenamtlich tätige Frauen gerichtet war. Aber insgesamt müsse noch viel passieren.

Schon lange gibt es die Forderung, auch Frauen zu Diakoninnen zu weihen. Die katholische Kirche sieht das Amt des Diakons in zweifacher Weise vor: als Vorstufe zum Priesteramt und als Diakon auf Lebenszeit, der auch heiraten darf. Dieses auf Lebenszeit geltende Diakonenamt könnte auch für Frauen geöffnet werden, findet Bogner. Wenn das Weihe-Problem nicht wäre: Die Weihe gebe es bislang nur für Männer, da sie in Stellvertretung Jesu, eines Mannes, handeln. Bogner hält dagegen: »In Jesus ist Gott Mensch geworden. Das ist das Entscheidende, nicht das Mannsein.« Denn wenn es in der Bibel heiße, Gott habe den Menschen als sein Ebenbild geschaffen, so heiße es dort auch, dass das Ebenbild Gottes Mann und Frau sind. MAGDALENA KAYSER


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