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Gegen Erzbischof Zollitsch Wird Ermittelt Welt June 2, 2010 http://www.welt.de/politik/deutschland/article7885374/Gegen-Erzbischof-Zollitsch-wird-ermittelt.html [with video]
Als Personalreferent in Freiburg soll der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz von Missbrauchs-Vorwurfen gewusst, aber nicht gehandelt haben. Seit Monaten kampft er dafur, den Skandal um den tausendfachen sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester zu bewaltigen. Nun wird gegen ihn selbst ermittelt wegen Beihilfe: Das Verfahren der Staatsanwaltschaft Konstanz gegen den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, verscharft die Krise der katholischen Kirche – und konnte Auswirkungen auf die ganze Republik haben, die vor lauter Krisen nicht zur Ruhe kommt. „Es gibt uberhaupt keinen Anlass fur einen Rucktritt von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch“, betont der Pressesprecher der Erzdiozese Freiburg, Robert Eberle. Zollitsch selbst ist noch bis zum Wochenende in Kur und will sich zunachst nicht personlich au?ern. Der Verdacht: Zollitsch soll in seiner Zeit als Personalreferent des Erzbistums Freiburg 1987 einen Pater, der wegen sexuellen Kindesmissbrauchs in den 1960er Jahren vorbelastet war, in Birnau am Bodensee angestellt haben. Der Fall ist allerdings kompliziert, denn zustandig fur den Pater war formal wohl nicht das Erzbistum, sondern die Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau in Osterreich. Ein Missbrauchs-Opfer, das sich bereits 2006 an die Erzdiozese wandte, wirft der katholischen Kirche die Vertuschung seines Falls vor. Nach Auffassung des 53-Jahrigen hatte die Erzdiozese schon 2006 alles daran setzen mussen, dass dem padophilen Geistlichen, der mindestens zwei Taten im Kloster Birnau (Bodenseekreis) einraumte, der Umgang mit Kindern verboten wird. Laut Eberle hatte das Erzbistum im Dezember 2006 erstmals von den Vorwurfen erfahren und die disziplinarisch zustandigen Zisterzienser aufgefordert, nach den Richtlinien der Bischofskonferenz den Fall aufzuarbeiten und den Priester nicht in der Seelsorge einzusetzen. Die Richtlinien der Deutschen Bischofskonferenz von 2002 sehen in Verdachtsfallen eine Informationspflicht vor. In den vergangenen Monaten sind aber viele Falle bekanntgeworden, in denen die Kirche padophile Priester nur versetzt haben soll, statt sie zu suspendieren. Zollitsch selbst halt den gegen ihn erhobenen Vorwurf fur substanzlos, weil der Zisterzienserorden fur den Fall verantwortlich sei. Ende Februar war Zollitsch noch mit einem beispiellosen Ultimatum gegen den Verdacht der Vertuschung vorgegangen. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hatte kritisiert, die Kirche erwecke nicht den Eindruck, bei Verdachtsfallen konstruktiv mit der Justiz zusammenarbeiten zu wollen. Zollitsch forderte umgehend eine Entschuldigung innerhalb von 24 Stunden und beschwerte sich bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) uber die Ministerin. Der Streit wurde spater beigelegt und Zollitsch fand immer mehr seine Rolle als gema?igter, aber entschiedener Aufklarer: Er entschuldigte sich mehrfach fur den vielfachen sexuellen Missbrauch von Kindern durch Geistliche in fruheren Jahrzehnten, trieb die Verscharfung der Richtlinien der Bischofskonferenz voran, stimmte sich bei der Krisenbewaltigung eng mit Papst Benedikt XVI. ab und drangte den umstrittenen Augsburger Bischof Walter Mixa, gegen den wegen Missbrauchsvorwurfen ermittelt wurde, zum Rucktritt. Nun konnte es fur ihn selber eng werden. Doch selbst Kritiker der Kirche mahnen zur Vorsicht und warnen vor einer Vorverurteilung: Die Unschuldsvermutung durfe nicht nur auf dem Papier stehen, sondern musse auch im offentlichen Diskurs gelebt werden. Dies sei nicht zuletzt eine Lehre aus den spektakularen Rucktritten der vergangenen Wochen von Bischofin Margot Ka?mann, Bischof Mixa und zuletzt Bundesprasident Horst Kohler. Bisher sieht es nicht so aus, als drohe nun der nachste Rucktritt einer Fuhrungsfigur der Bundesrepublik. |
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