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  "Er Hat Mir Mit Voller Wucht Ins Gesicht Geschlagen"

By Stefan Mayr
Sueddeutsche
March 31, 2010

http://www.sueddeutsche.de/bayern/378/507536/text/

Die Vorwurfe gegen Bischof Mixa rei?en nicht ab.

Die Vorwurfe gegen Bischof Mixa rei?en nicht ab. Eine weitere Betroffene meldet sich in der Suddeutschen Zeitung zu Wort und berichtet von brutalen Misshandlungen. Auch Klosterschwestern sollen daran beteiligt gewesen sein.

Der Kreis der ehemaligen Heimkinder, die dem Augsburger Bischof Walter Mixa korperliche Zuchtigung vorwerfen, wird gro?er. Jutta Stadler aus Pfaffenhofen bestatigt die in der Suddeutschen Zeitung vom Mittwoch veroffentlichten Beschuldigungen und schreibt in einer eidesstattlichen Versicherung: "Er hat mir mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen." Der SZ liegen damit sechs eidesstattliche Erklarungen vor, in denen berichtet wird, dass Walter Mixa in seiner Zeit als Stadtpfarrer Heimkinder in Schrobenhausen geschlagen habe.

Jutta Stadler lebte von 1968 bis 1977 im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Schrobenhausen. Die 47-Jahrige legt gro?en Wert darauf, mit vollem Namen genannt zu werden, "damit ich dieses Thema endlich abschlie?en kann". Sie berichtet davon, dass Mixa als damaliger Stadtpfarrer "ofters sein Auto" zum Kinderheim gebracht habe. "Dieses musste dann von jeweils vier Kindern stundenlang geputzt werden", schreibt sie. Jutta Stadler bestatigt auch brutale Ubergriffe zweier Klosterschwestern, die damals als Erzieherinnen tatig waren. "Ich hatte am ganzen Korper blaue Flecken", sagt sie. Als sie einmal ihr Essen nicht aufessen wollte, habe ihr eine Schwester die hei?e Suppe "uber den Kopf gegossen".

Eine weitere Frau, die in dem Kinderheim als Erzieherin tatig war und die ihren Namen nicht veroffentlichen will, berichtet, dass noch im Jahre 2005 ein Kind von einer Schwester geschlagen worden sei. Sollte dies zutreffen, ware das der erste Fall von korperlicher Gewalt in dem Heim, der noch nicht verjahrt ist. Die Regierung von Oberbayern als Aufsichtsbehorde ging am Mittwoch den Vorwurfen in Schrobenhausen nach. Bislang ist laut Regierung nur ein Ubergriff aus diesem Kinderheim aktenkundig: 1999 habe ein Mitarbeiter einem Kind einen Kinnhaken verpasst, der Mann sei sofort suspendiert worden. Der aktuelle Heimleiter Herbert Reim bestatigt auf Anfrage, dass die zwei von den ehemaligen Heimkindern schwer belasteten Schwestern bis heute im Kinderheim als Erzieherinnen tatig seien. Sie sollen die Kinder mit Holzpantoffeln, Holzbesen und Kleiderbugeln geschlagen haben. "Wir gehen diesen Vorwurfen nach", sagt Heimleiter Reim, er kundigt fur diesen Donnerstag eine Presseerklarung an.

Der Orden der Mallersdorfer Schwestern war bis 1990 fur die padagogische Leitung des Kinderheimes zustandig, danach ging die Verantwortung in weltliche Hande uber. "Sollte ein Kind geschlagen worden sein, tut uns das sehr leid", sagt Schwester Godehard, die Generalratin des Ordens in Mallersdorf. "Schlagen gehort nicht zu unserem padagogischen Konzept, wir wollen die Berichte offen aufarbeiten", beteuert sie. Sie betont, dass die zwei beschuldigten Schwestern eine padagogische Ausbildung hatten - und dass sowohl der Heimleiter als auch Kinder darum gebeten hatten, dass die Schwestern ihre Tatigkeit im Heim fortsetzen durften.

Walter Mixa war von 1975 bis 1996 Stadtpfarrer von Schrobenhausen. Die ehemaligen Heimkinder berichten von Ohrfeigen, Fausthieben und Schlagen auf das Gesa? mit Stock oder Teppichklopfer. Alle Vorfalle sollen sich in den siebziger und achtziger Jahren abgespielt haben, damit waren sie heute verjahrt. Das Bistum Augsburg weist die Vorwurfe weiterhin zuruck, bezeichnet sie als "Versuch der Diffamierung" und behalt sich rechtliche Schritte vor. Eine falsche eidesstattliche Erklarung kann mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden. "Kein Problem", sagt Hildegard Sedlmair, 48, die nach eigenen Angaben mehrmals von Mixa geschlagen wurde, "ich sage Herrn Mixa vor Gericht gerne ins Gesicht, was er mir angetan hat."

 
 

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