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Missbrauchsfall in Ratzinger-bistum Aufgedeckt Der Spiegel March 12, 2010 http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,683332,00.html
Der Missbrauchsskandal in der Katholischen Kirche erreicht nun auch Papst Benedikt XVI. In das Bistum des damaligen Erzbischofs Ratzinger wurde in den achtziger Jahren ein padophil belasteter Priester versetzt - der sich dort erneut an Jugendlichen verging. Munchen - In der Amtszeit von Papst Benedikt XVI. als Erzbischof von Munchen und Freising ist ein wegen Kindesmissbrauchs vorbelasteter Priester in der Gemeindearbeit der Diozese eingesetzt worden. Dort verging er sich erneut an Jugendlichen und wurde dafur verurteilt. Einen entsprechenden Bericht der "Suddeutschen Zeitung" bestatigte das Erzbischofliche Ordinariat in Munchen auf seiner Website. Der damalige Erzbischof Joseph Ratzinger habe dem Umzug des padophilen Priesters von Essen nach Munchen im Jahr 1980 zugestimmt. "Diesen Beschluss hat der damalige Erzbischof mit gefasst", teilte das Erzbistum der Zeitung mit. Die Verantwortung fur den erneuten Einsatz des Priesters ubernahm der fruhere Generalvikar Gerhard Gruber. "Der wiederholte Einsatz des Mannes in der Pfarrseelsorge war ein schwerer Fehler", sagte der 81-Jahrige der Zeitung. "Ich ubernehme dafur die volle Verantwortung. Ich bedauere zutiefst, dass es durch diese Entscheidung zu dem Vergehen mit Jugendlichen kommen konnte und entschuldige mich bei allen, denen Schaden zugefugt wurde." Vom Vatikan gab es zunachst keine Stellungnahme zu dem Vorfall. Auch der padophile Priester wollte sich dem Blatt zufolge zunachst nicht au?ern. Erzbistumssprecher Bernhard Kellner sagte, Gruber habe den Beschluss eigenmachtig gefasst. Moglicherweise sei Ratzinger die Dienstanweisung Grubers an den padophilen Priester zugestellt worden, wieder in der Gemeinde zu arbeiten. Man konne aber nicht davon ausgehen, dass Ratzinger sie personlich gepruft habe, sagte der Sprecher. 1982 ging Ratzinger als Prafekt der Glaubenskongregation nach Rom. 1986 wurde der Priester dem Bericht zufolge von einem oberbayerischen Amtsgericht wegen des sexuellen Missbrauchs Minderjahriger zu 18 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewahrung verurteilt. Trotzdem wurde er danach erneut in einer Gemeinde eingesetzt. Der Geistliche sei noch heute in Oberbayern im Dienst, schrieb das Blatt. Der Zeitung liegt nach eigenen Angaben zudem die eidesstattliche Erklarung eines damals elf Jahre alten Opfers aus Essen vor, wonach ihn der Priester zum Oralverkehr gezwungen habe. Der Tater sollte dem Bericht zufolge eigentlich zur Therapie nach Munchen kommen. "Gro?e Betroffenheit, tiefe Erschutterung" Der Papst war am Freitag vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, uber den Stand die Missbrauchsfalle in katholischen Einrichtungen in Deutschland informiert worden. Benedikt XVI. habe "gro?e Betroffenheit" und "tiefe Erschutterung" gezeigt und die deutschen Bischofe ermutigt, so Zollitsch, "den eingeschlagenen Weg der luckenlosen und zugigen Aufklarung konsequent fortzusetzen". Insbesondere bitte das Kirchenoberhaupt darum, dass die Leitlinien der Bischofskonferenz "kontinuierlich angewendet und wo notwendig verbessert" wurden. Zollitsch geht nach eigenen Angaben "gestarkt" aus dem Gesprach mit dem Papst hervor, weil dieser hinter dem entschiedenen Handeln der Bischofskonferenz stehe. "Papst Benedikt XVI. hat ausdrucklich unseren Ma?nahmenplan gewurdigt", sagte Zollitsch nach der 45-Minuten-Audienz vor der Presse. Zollitsch bat die Opfer erneut um Vergebung. Auch wurden die Bischofe beraten, ob weitere Hilfen fur Opfer moglich seien. Zollitsch betonte, Missbrauch sei kein spezielles Problem der Kirche, doch habe diese eine besondere moralische Verantwortung. Mit dem Zolibat, der Ehelosigkeit der Priester, hatten die Missbrauchsfalle nach Ansicht aller Fachleute nichts zu tun. Der Vatikan prufe nun, ob er selbst universelle Normen fur den Umgang mit solchen Fallen aufstellen solle, sagte Zollitsch. Benedikt XVI: Der "heilige Zolibat" als "kostbares Geschenk" Der Termin beim Papst galt eigentlich einem routinema?igen Bericht uber die jungste Versammlung der Bischofe in Freiburg. Doch dann ruckte der sich ausweitende Skandal um Missbrauch an Minderjahrigen in katholischen Einrichtungen in den Brennpunkt. Angesichts der wachsenden Kritik am Zolibat im Zusammenhang mit dem Missbrauchskandal hat Benedikt XVI. die Ehelosigkeit von Priestern am Freitag erneut verteidigt. Der "heilige Zolibat" sei ein "kostbares Geschenk" und "Zeichen der vollstandigen Hingabe" an Gott, sagte der Papst bei einem Treffen mit Teilnehmern einer Tagung der Kleruskongregation am Freitag im Vatikan. Die Kirche musse an der Besonderheit des Priesteramtes festhalten und sich nicht "den Moden der sakularisierten Gesellschaft unterwerfen". Bei der Suche nach den Ursachen fur sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche wird auch uber einen Zusammenhang mit der priesterlichen Ehelosigkeit debattiert. Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke sagte im Deutschlandfunk, der Zolibat sei als solches "nicht die Ursache". Allerdings konne die zolibatare Lebensform Menschen anziehen, die "eine krankhafte Sexualitat haben - und dann mag da eine Gefahrensituation gegeben sein". Im Inforadio des NDR pladierte Jaschke fur einen offeneren Umgang mit Sexualitat in der katholischen Kirche. Zolibatares Leben "kann nicht hei?en, dass man Sexualitat unterdruckt oder verdrangt - man muss offensiv an diese Fragen herangehen". [summary] The then-Archbishop Joseph Ratzinger of the Diocese of Munich and Freising in 1980 agreed to the move of a pedophile priest from Essen to Munich. Responsibility for the renewed use of the priest came from Gerhard Gruber, former vicar-general. Gruber said he accepted full responsibility and deeply regrets that the priest would again abuse young people. Archbishop Bernhard Kellner said Gruber arbitrarily made the decision. |
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