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Missbrauchsvorwurfe Gegen Fruhere Nonne Der Spiegel March 7, 2010 http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,682219,00.html Im Skandal um den sexuellen Missbrauch von Kindern in katholischen Einrichtungen gibt es jetzt auch Vorwurfe gegen ein Kinderheim der Berliner Hedwigschwestern. Ein Opfer sagte im ZDF: "Man hort immer nur von den Priestern, dabei waren's doch die Nonnen genauso." Hamburg - In der ZDF-Sendung "Mona Lisa" berichtete am Sonntag eine ehemalige Bewohnerin des Kinderheims der Berliner Hedwigschwestern, dass sie in den funfziger und sechziger Jahren von einer Nonne uber Jahre hinweg missbraucht wurde. Das heute 60-jahrige Opfer spricht von standigen Beruhrungen im Intimbereich, die begonnen haben sollen, als sie gerade einmal acht Jahre alt war. "Man hort immer nur von den Priestern, dabei waren's doch die Nonnen genauso." Die Vorwurfe richten sich gegen eine Frau, die heute 79 Jahre alt ist und noch immer in Berlin lebt. Man habe Kontakt zu der fruheren Nonne aufgenommen, die bereits 1986 aus dem Orden ausgetreten sei, sagte Thomas Glei?ner, der von den Hedwigschwestern als Pressesprecher eingesetzt wurde. Die Ordensgemeinschaft sagte die Aufklarung der Vorfalle zu. "Wir sind tief betroffen uber die Vorwurfe und werden alles daran setzen, diese ruckhaltlos aufzuklaren", versicherte Generaloberin Schwester Vincentia in einer Pressemitteilung. Zudem erklarte sie sich ausdrucklich zu einem Gesprach mit der Betroffenen bereit. Das Kinderheim der Hedwigschwestern liegt in Zehlendorf in direkter Nachbarschaft zum Mutterhaus "Sancta Maria". Noch heute ist dort Platz fur bis zu 80 Jungen und Madchen. Nachdem Ende Januar erste Missbrauchsfalle am Berliner Canisius-Kolleg bekannt wurden, hat der Skandal immer weitere Kreise gezogen. Bundesweit haben sich mittlerweile mehr als 150 Betroffene gemeldet, die von sexuellen Ubergriffen in katholischen Schulen und Heimen berichten. Der Missbrauchsskandal bei den Regensburger Domspatzen reicht indes viel weiter als bisher bekannt. Therapeuten im Munchner Raum behandelten mehrere ehemalige Chormitglieder, die durch sexuelle und andere korperliche Misshandlungen traumatisiert wurden. Bei Rotwein soll der Priester mit den Minderjahrigen masturbiert haben Ein Betroffener aus dem Allgau berichtete dem SPIEGEL von grausamen Ritualen im Internat Etterzhausen, einer Vorschule fur jungere Schuler, aus dem sich die Domspatzen in Regensburg rekrutierten. Dort habe Ende der funfziger Jahre der Direktor M., ein katholischer Priester, harteste Bestrafungen exerziert: Haufig habe er auch in seinen Privatraumen ein "Nacktprugeln" betrieben, bei dem sich die acht- bis neunjahrigen Kinder entblo?en mussten und Schlage mit der Hand bekamen. In einigen Fallen, so das Opfer, sei es zu Penetrationen gekommen. Der Regisseur und Komponist Franz Wittenbrink, der bis 1967 im Regensburger Internat der Domspatzen lebte, spricht von einem "ausgeklugelten System sadistischer Strafen verbunden mit sexueller Lust", das dort bestand. Der Internatsdirektor Z. habe sich "abends im Schlafsaal zwei, drei von uns Jungs ausgesucht, die er in seine Wohnung mitnahm". Dort habe es Rotwein gegeben und der Priester habe mit den Minderjahrigen masturbiert. "Jeder wusste es", sagt Wittenbrink, ein Neffe des damaligen bayerischen Ministerprasidenten Alfons Goppel."Warum der Papstbruder Georg Ratzinger, der seit 1964 Domkapellmeister war, davon nichts mitbekommen haben soll, ist mir unerklarlich", fugte der Regisseur hinzu. In seinem Jahrgang habe ein Mitschuler kurz vor dem Abitur Selbstmord begangen. Nun will das Ordinariat alles rigoros aufklaren und Ende Marz einen Zwischenbericht vorlegen. Vatikan verspricht "Null Toleranz" Eine Aufklarung halt der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper auch in den zahlreichen anderen Verdachtsfallen fur dringend geboten. Die Schuldigen mussten verurteilt, die Opfer entschadigt werden, sagte der im Vatikan fur die Einheit der Christenheit verantwortlich Kardinal der romischen Tageszeitung "La Repubblica". Es sei gut, dass Papst Benedikt XVI. Klarheit schaffen wolle und "Null-Toleranz" denen gegenuber verlange, die so schwere Schuld auf sich geladen hatten. Die jungste Welle von Missbrauchsfallen in Deutschland konnte auch in dem angekundigten Brief erwahnt werden, den der Papst an die katholische Kirche in Irland wegen der dortigen Skandale vorbereite, deutete Kasper an. Der Kurienkardinal erklarte, "gro?e Traurigkeit, tiefe Enttauschung, Schmerz und viel, viel Wut" wegen der sexuellen Missbrauchsfalle mit minderjahrigen Opfern zu verspuren. "Das sind kriminelle, schandliche Akte, nicht hinnehmbare Todsunden", sagte er. "Dafur gibt es keine Rechtfertigung." Dieses Ubel habe sich in der Gesellschaft eingegraben, also auch in der Kirche, "die, wie wir wohl wissen, nicht immun gegen Sunden ist". Er sage dies nicht, um etwas zu rechtfertigen, erlauterte Kasper. Vielmehr gehe es darum, eine "Tragodie" zur Kenntnis zu nehmen, bei der alle angesprochen seien. Bayerns Justizministerin pocht auf konsequente Zusammenarbeit Die bayerische Justizministerin Beate Merk mahnte eine konsequentere Zusammenarbeit mit der Justiz an. "Es gibt Falle, in denen es nicht so lauft, wie es laufen sollte", sagte die CSU-Politikerin der "Suddeutschen Zeitung". Stelle sich heraus, dass die Kirche der Staatsanwaltschaft bewusst Verdachtsfalle von Kindesmissbrauch verschwiegen habe, dann werde das Verhaltnis von Staat und Kirche beschadigt. "Die Kirche muss jetzt ein klares Signal geben, dass ihr der Schutz der Opfer, das Mitgefuhl mit den Kindern, wirklich das Wichtigste ist", forderte Merk. "Dafur muss sie ganz konsequent mit den Staatsanwaltschaften zusammenarbeiten." Es sei fur sie unabdingbar, dass die Kirche sofort die Staatsanwaltschaft einschalte, wenn sie Hinweise auf Missbrauch erhalte. Merk forderte zudem, die Verjahrungsfristen bei Kindesmissbrauch auf 30 Jahre zu erweitern - die jetzigen Verjahrungsfristen seien viel zu kurz. Nahles prangert Vertuschung an SPD-Generalsekretarin Andrea Nahles nannte die Missbrauchsdebatte um die katholische Kirche sehr deprimierend. Es sei richtig, dass sich die katholische Bischofskonferenz jetzt entschlossen habe, die Aufklarung der Missbrauchsfalle entschieden voranzutreiben. "Manche Verantwortliche wie zum Beispiel Bischof Ackermann aus meinem Bistum Trier gehen da vorbildlich voran", sagte Nahles der "Super Illu". In der Vergangenheit habe es viel Vertuschung gegeben - wahrscheinlich bundesweit in allen Bistumern. "Das macht mir besonders deswegen Kummer, weil sexueller Missbrauch irreparable Schaden bei den Opfern verursacht", sagte Nahles. "Deshalb kann der einzige Weg der katholischen Kirche nur sein, ruckhaltlos alles aufzuklaren, den Opfern zu helfen und jetzt alle Karten auf den Tisch zu legen." [summary] An allegation has been made by a woman identified as "Mona Lisa" that she was abused by a member of the Hedwig Sisters of Berlin. The victim said on ZDF that one always hears about priests but nuns were also involved. The woman said she was a former inmate at a Berlin children's home operated by the Hedwig Sisters. She said the abuse happened for years during the 1950s and 1960s. The victim, now 60, spoke of intimate touch which began when she was just 8-years-old. The allegations were directed against a woman, now 79, who still lives in Berlin. The religious community is deeply concerned about the allegation and said they will fully investigate, said Superior General Sister Vincentia. She said they will hold talks with all parties concerned. |
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