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  Zollitsch Entschuldigt Sich Bei Missbrauchsopfern

Tagesschau
February 22, 2010

http://www.tagesschau.de/inland/bischofskonferenz120.html

Kirchenkritiker Eugen Drewermann warf der Kirche vor, nicht genug Stellung zu beziehen.

Zum Auftakt der viertagigen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Freiburg hat sich ihr Vorsitzender, Erzbischof Robert Zollitsch, bei den Opfern sexuellen Missbrauchs an katholischen Schulen entschuldigt und Konsequenzen angekundigt. "Im Raum der Kirche wiegt der Missbrauch besonders schwer, weil es ein besonderes Vertrauen von Kindern und Jugendlichen in den Priester gibt", sagte Zollitsch.

Bischofe diskutieren uber Pravention

Die Bischofe wurden auf der Vollversammlung ihre "Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjahriger durch Geistliche" uberprufen und "uber mogliche Anderungen sprechen", kundigte der DBK-Vorsitzende an. Diskutiert wurden auch Fragen der Pravention. "Unsere kunftigen Priester mussen menschlich und damit auch in sexueller Hinsicht uber die Eignung und notige Reife fur ihr Amt verfugen", sagte Zollitsch. "Au?erdem wollen wir uns daruber unterhalten, wie wir in dieser schwierigen Lage den katholischen Schulen zur Wahrung des Ansehens verhelfen konnen." Er gehe davon aus, dass die Bischofskonferenz zum Abschluss der Vollversammlung am Donnerstag eine Erklarung zum Thema Missbrauch abgeben werde.

Zollitsch will Missbrauchsfalle mit Papst besprechen

Der Erzbischof kundigte an, die Missbrauchsfalle auch im Vatikan zu thematisieren. "Mir ist das Thema so wichtig, dass ich unseren Papst Benedikt XVI. bei meinem Besuch im Marz darauf ansprechen werde." Ferner begru?e es, dass sich der Jesuitenorden seiner Verantwortung stelle und Konsequenzen aus den Verfehlungen einiger Pater ziehe, sagte er weiter. "Wir deutschen Bischofe drangen darauf, dass die fruheren und teils lange zuruckliegenden wie naturlich alle neueren Falle sexuellen Missbrauchs an Minderjahrigen aufgeklart werden."

Drewermann nennt Zolibat ein Hauptproblem

Die Initiative Kirche von unten warf den deutschen Bischofen vor, bei der Aufklarung der Falle bislang "komplett versagt" zu haben. Deswegen musse Hilfe von au?en kommen, sagte der Geschaftsfuhrer der Organisation, Bernd Hans Gohrig, im Morgenmagazin von ARD und ZDF. Notig sei eine unabhangige Kommission, die zu grundsatzlichen Aufklarungserfolgen in der Lage ist. Gohrig begru?te den Vorsto? von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger fur einen Runden Tisch aus Staats-, Kirchen- und Opfervertretern.

Auch der Kirchenkritiker Eugen Drewermann warf den Wurdentragern vor, den Vorwurfen aus dem Weg zu gehen. Drewermann erganzte, das Zolibat sei ein Hauptproblem. Jeder wisse, dass diese Verpflichtung nur unter enormen Konflikten einzuhalten sei.

Die bayerische Justizministerin Beate Merk sagte, es sei "unabdingbar, konsequent" darauf zu achten, dass derartig veranlagte Mitarbeiter von jungen Menschen ferngehalten werden. Und ich erwarte, dass die Kirche ein klares Signal gibt. Es geht uns um Opferschutz", sagte die CSU-Politikerin.

120 ehemalige Opfer meldeten sich bislang

Seit Ende Januar haben sich rund 120 ehemalige Schuler von Gymnasien des Jesuiten-Ordens und anderen katholischen Schulen gemeldet, die in den vergangenen Jahrzehnten missbraucht oder misshandelt worden sein sollen. Bis zu 50 Verdachtsfalle wurden aus dem Umfeld des Berliner Canisius-Kollegs gemeldet. Zwolf Menschen stehen unter Tatverdacht, darunter auch zwei Frauen.

 
 

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