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Missbrauch in Katholischer Kirche Der Spiegel February 18, 2010 http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,678746,00.html Mit funf Betroffenen begann der jungste Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche vor zwei Wochen, jetzt sind die Opferzahlen in Deutschland bereits dreistellig - und sie steigen taglich weiter. Die Berliner Juristin Ursula Raue, vom Jesuiten-Orden mit der Aufklarung der Vorgange betraut, spricht von "einer Dimension, die bisher nicht zu ahnen war". Wirklich nicht? Aus allen Teilen der Bundesrepublik melden sich Menschen und berichten von sexuellen und anderen Misshandlungen in katholischen Erziehungseinrichtungen. Das Versagen der Kirche - wie in Amerika und Irland -, das Wegschauen, Verschweigen und Vertuschen, das die Bischofe in Deutschland nicht wahrhaben wollten, ist mit den Vorgangen an den Jesuitenschulen in Hamburg, Bonn oder Berlin nun auch hierzulande sichtbar geworden. Das deutsche Katholikenoberhaupt, Robert Zollitsch, schweigt dazu seit 14 Tagen. Er will sich erst nachste Woche, nach Absprache mit seinen Brudern, dazu au?ern. Auch der deutsche Papst hat nicht direkt zur Situation in Deutschland Stellung genommen.Dafur machen das andere, der Augsburger Bischof Mixa etwa, der den wahren Schuldigen am Missbrauch ermittelt hat: "Die sogenannte sexuelle Revolution" sei "daran nicht unschuldig", meint er - als ob es vor 1968 besser gewesen sei. Bischof Mixa: Zuruck zur "Daruber-spricht-man-nicht"-Moral Besonders die funfziger Jahre - das belegen zahllose Zeugenberichte - gehoren mit gewalttatigen Ubergriffen an Kindern und Jugendlichen unter dem Dach der Kirche zu den dunkelsten Kapiteln ihrer Geschichte. Die Tabuisierung des Themas Sexualitat, dessen Vermengung mit Sunde, Schuld und Strafe hat viele Menschen psychisch krank werden lassen - bis heute wirkt diese fatale Haltung fort. Auch und gerade bei katholischen Priestern, die aus ihrem Beruf aussteigen mussten, um uberhaupt weiter leben zu konnen. Wenn es nach Mixa ginge, hatten wir also wieder die Sexualmoral von vor 1968, in der beispielsweise uneheliche Kinder als "Kinder der Sunde" galten, ein Makel, unter dem viele ihr Leben lang litten. Mixa will offenbar zuruck zur verheerenden "Daruber-spricht-man-nicht"-Moral, die einst wesentlich von der katholischen Kirche gepragt wurde. Bischofe wie Mixa taten besser daran, sich endlich wegen der Stigmatisierung unehelicher Kinder oder Homosexueller durch seine Kirche zu entschuldigen. Andere Bischofe versuchen, die Schuld der Kirche durch den Hinweis auf Missbrauchsfalle andernorts in der Gesellschaft zu relativieren oder die Falle als Einzelfalle kleinzureden. Tiefer Riss geht durch katholische Kirche Mittlerweile geht aber ein tiefer Riss durch die katholische Kirche. Da sind einerseits jene, die weitermachen wollen wie bisher - ohne zu begreifen, was da uber Jahrzehnte von ihrer Institution fur ein Schaden angerichtet worden ist. Auf der anderen Seite beginnt der Panzer, den sich die Kirche zugelegt hat, aufzubrechen. Der Jesuitenpater Hans Langendorfer etwa brachte es auf den Punkt: "Die Enthullungen zeigen ein dunkles Gesicht der Kirche, das mich erschreckt", war seine erste Reaktion. Hierarchisch ist er die Nummer zwei nach Zollitsch in der Bischofskonferenz. Auch der Osnabrucker Bischof Franz Josef Bode raumte ein, offenbar sei die Kirche "zu leichtfertig" mit den Tatern umgegangen. Der Druck auf die ab nachste Woche Montag tagenden Bischofe wird immer gro?er. Zollitsch kann es sich nicht mehr erlauben, ein paar warme Worte allgemeiner Entschuldigung zu sprechen. Es geht nicht um die Tater, sondern um das System, das sie jahrelang geschutzt hat. Sexualstraftater brauchen und schaffen sich ein Umfeld, das sie tragt - dieses Umfeld hie? in vielen Fallen katholische Kirche. In Irland treten deswegen immer mehr Bischofe zuruck. Dort hat es eine Uberprufung der Vorgange von au?en gegeben, von einer wirklich unabhangigen Untersuchungskommission des Justizministeriums. Die Kirche musste ihre Akten offenlegen, die Regierungskommission vernahm Zeugen und legte vor drei Monaten einen fur die Bischofe niederschmetternden Bericht vor. Der Skandal der Jesuitenschulen steht dem in nichts nach, wie der Zwischenbericht von der Missbrauchsbeauftragten Ursula Raue zeigt. Es ist Zeit, zu handeln. |
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