BishopAccountability.org
 
  Missbrauch: Druck Auf Deutschen Jesuitenorden Wächst
Wächst Ehemalige Schüler Sowie Früherer Kollegsdirektor Hans Joachim Martin Erheben Vertuschungs-Vorwürfe

kathweb
February 1, 2010

http://www.kathweb.at/content/site/nachrichten/database/30766.html

GERMANY -- München-Berlin-Stuttgart (KAP) In Deutschland wächst der Druck auf die Führung des Jesuitenordens, auch Mitwisser der jüngst bekanntgewordenen Missbrauchsfälle der 1970er und 1980er Jahre gerichtlich zu belangen. In Zeitungsinterviews von Montag und vom Wochenende erhoben ehemalige Schüler sowie der frühere Kollegsdirektor Hans Joachim Martin Vertuschungs-Vorwürfe.

Es habe Vorfälle gegeben, die er bereits damals an die Ordensleitung gemeldet habe; diese habe aber nicht reagiert, so Martin. Die Ordensverantwortlichen sollten bei der Aufarbeitung der Missbrauchsvergehen den Mut haben, "die Ursachen tiefer zu analysieren und gegebenenfalls auch Netzwerke im Orden aufzulösen", forderte auch die katholische Publizistin Regina Einig in der Würzburger "Tagespost".

Am Wochenende hatte Provinzial P. Stephan Dartmann SJ von 22 mutmaßlichen Fällen in den 1970er und 80er Jahren durch zwei als Lehrer tätig gewesene Ordensleute am Berliner Canisius-Kolleg gesprochen. Auf die Frage, ob die Täter für weitere Fälle an anderen Jesuiten-Schulen in Deutschland verantwortlich seien, ging Dartmann nicht ein.

Der Direktor des Jesuiten-Kollegs St. Blasien, P. Johannes Siebner SJ, informierte darüber in einer Schülerversammlung am Montag. Die Schüler hätten ein Recht darauf, sagte Siebner am Montag auf Anfrage. Er stehe im engen Kontakt mit der Beauftragten des Jesuitenordens für die Opfer sexuellen Missbrauchs, Ursula Raue. Zusammen mit der Anwältin wolle die Schule die Vorfälle aus den 1980er Jahren aufarbeiten. Auch im Falle von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft werde er Auskunft geben.

Ob sich bereits Opfer der Missbrauchsfälle der 1980er Jahre gemeldet haben, wollte Siebner nicht sagen. Es stehe ihm nicht zu, über die Opfer zu sprechen, weil er "strukturell auf der Seite der Täter stehe".

Kritik an "Kultur des Wegschauens"

Am Wochenende war bekanntgeworden, dass ein Jesuit, der mehrere Fälle sexuellen Missbrauchs an der Berliner Jesuitenschule gestanden hatte, von 1982 bis 1984 am Kolleg St. Blasien als Lehrer tätig war. Siebner erklärte, er gehe davon aus, dass es "durch ihn auch am Kolleg St. Blasien Fälle von sexuellem Missbrauch gegeben hat". Kollegsdirektor Martin hatte erklärt, es habe Vorfälle gegeben, die er bereits damals an die Ordensleitung gemeldet habe, doch diese habe nicht reagiert.

Siebner zeigte sich zutiefst erschüttert und sprach von "Trauer, Zorn und Scham ob der Verbrechen unserer ehemaligen Mitbrüder". Zugleich kritisierte er eine "Kultur des Wegschauens und Nicht-Wissen-Wollens". Seine Schule wolle nun alles tun, um die Aufklärung zu unterstützen.

Es müsse aufgedeckt werden, welche Strukturen zu den Vorfällen und zu dem langen Stillschweigen geführt hätten. Der des Missbrauchs verdächtige Lehrer hatte das Kolleg St. Blasien 1984 verlassen.

Auch die Hamburger St.-Ansgar-Schule, die den Jesuiten gehörte, prüft derzeit, ob es hier vor etwa 30 Jahren sexuellen Missbrauch gab. Ein früherer Jesuitenpater, der wiederholten Missbrauch von Buben im Berliner Canisius-Kolleg gestanden hatte, war von 1979 bis 1982 an der katholischen Schule als Sportlehrer tätig, sagte Direktor Friedrich Stolze am Montag in Hamburg auf Anfrage. Das Gymnasium wurde damals vom Jesuitenorden geleitet.

Die Schule stehe derzeit in "permanentem Kontakt" mit dem Orden, sagte Stolze. Bislang hätten sich noch keine Missbrauchsopfer gemeldet. Sollte dies der Fall sein, würden die Betroffenen an den Beauftragten der Erzdiözese Hamburg für Fragen des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch Geistliche, Pfarrer Ansgar Thim, verwiesen. "Aber es kommt darauf an, ob die Betroffenen Diskretion wünschen, denn auch nach 30 Jahren ist das Thema noch schambesetzt", so der Schulleiter.

Im Kollegium herrsche allgemeine Betroffenheit, sagte Stolze, der 1981 als Deutsch- und Gemeinschaftskundelehrer an die Schule kam. Der betreffende Pater, der 1992 aus dem Orden ausschied und laut Medienberichten heute in Chile lebt, sei beliebt gewesen und habe hohes Ansehen genossen. Auch andere Lehrer, die bereits damals zum Kollegium gehörten, könnten sich an keinerlei Verdachtsmomente erinnern.

"Der Pater hat tolle Sachen gemacht, zum Beispiel eine Laufgruppe von Hamburg nach Basel organisiert", so der Direktor. Stolze begrüßte ausdrücklich den offensiven Umgang mit dem Thema Missbrauch, den der Rektor des Berliner Canisius-Kollegs, P. Klaus Mertes, gewählt habe.

[summary]

Pessure is growing on leadership of the Jesuit order due to recently revealed accusations of abuse said to have happened in the 1970s and 1980s and their failure to investigate the allegations at the time.

Some of the incidents were reported that the time but no action was taken. Regina Einig Wurzburg, a Catholic spokeswoman, told the Daily Post that they need to analyze more deeply the causes of abuse and seek resolution where necessary.

The Rev. P. Stephan Dartmann, S.J., the provincial in Germany, said there are 22 suspected cases of abuse by two Jesuit teachers at Canisius College, Berlin, and there is question whether the perpetrators were responsible for more instances of abuse at other schools in Germany.

The Rev. P. Johannes Siebner, S.J., director of the Jesuit St. Blaise College held a school meeting Monday. He said he was in close contact with officials at St. Canisius. One of the priests from the Berlin school was a teacher at St. Blaise from 1982 to 1984. The director is trying to determine if abuse happened at St. Blaise. The director said he was shocked by the crimes against students and said it continues due to a culture of ignorance.

At the St. Ansgar School in Hamburg, also a Jesuit school, official are trying to determine whether abuse happened there about 30 years ago. One of the accused priests from St. Canisius also taught there.

 
 

Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.