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  Katholischer Priester unter Missbrauchsverdacht

By Von Jan-Eric Lindner und Jens Meyer-Odewald
Hamburger Abendblatt
April 24, 2008

http://www.abendblatt.de/daten/2008/04/24/873154.html

Die Geste war ebenso au?ergewohnlich wie unerwartet: Wahrend seines USA-Besuchs in der vergangenen Woche bat Papst Benedikt XVI. die Missbrauchsopfer padophiler Priester um Vergebung. Praktisch zeitgleich nahren Vorfalle in der Katholischen Kirche Hamburg den Verdacht, dass es in den vergangenen Jahren auch hier zu sexuellen Ubergriffen an Kindern gekommen ist. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter dem Aktenzeichen 7203 JS 85/08 gegen einen Hamburger Priester, der sich an Ministranten vergriffen haben soll. Der Name des Geistlichen und die detaillierten Vorwurfe liegen dem Abendblatt vor.

Gebet: Ein Pfarrer der Katholischen Gemeinde Hamburg soll sich an einem Ministranten vergangen haben. Krzysztof Stobinski, Mitglied des Pastoralrates, hat Anzeige erstattet.

Anlass ist die Strafanzeige eines namhaften Gemeindemitglieds gegen einen Pfarrer der Katholischen Kirche Hamburg. Antragsteller ist der Kaufmann Krzysztof Stobinski, Prasident des Polish Business Clubs Hamburg e. V. und Mitglied des Pastoralrats, einem der hochsten Gremien des Bistums.

"Als rechtschaffender Burger bin ich verpflichtet, derartige Vorfalle zu melden", sagte Stobinski dem Abendblatt. "Ich kann es personlich nicht verantworten, dass weiterhin Kinder missbraucht werden." Mehrere Zeugen hatten konkrete Vorwurfe gegen den keinesfalls unbekannten und unbedeutenden Priester erhoben. Diese, so Stobinski, richten sich im Kern nicht gegen die angeblich aktiv ausgelebte Homosexualitat des Pfarrers, sondern gegen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in Hamburg.

Die Anfang dieses Monats eingereichte Strafanzeige, die Stobinski auch stellvertretend fur andere stellt, bezieht sich auf den Verdacht "der sexuellen Misshandlung der ihm anvertrauten Ministranten und Jugendlichen", so Stobinski. Basis sind Briefwechsel aus den Jahren 1999 und 2000, die erst jetzt in den Unterlagen eines weiteren, schwer erkrankten Hamburger Pfarrers gefunden wurden.

Darin berichten die Unterzeichner, sie hatten eindeutig einen Vikar gesehen, wie er einen jungeren Jungen gekusst und ihm dabei zwischen die Beine gefasst habe, hei?t es in einem Brief vom Dezember 1999 an die Kirchenleitung. Weiter schreiben sie, dass sie die Verantwortlichen um eine diskrete, wenn auch entschiedene Reaktion bitten. Dabei gehe es auch um das Wohle der Kirche. In einem weiteren Schriftstuck hei?t es, dass man in gro?er Sorge um die Messdiener ist.

"Die Vorwurfe sind ungeheuerlich, die Beweise schwerwiegend", sagt Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Vehlow, der im Namen seines Mandanten Krzysztof Stobinski die Staatsanwaltschaft einschaltete. Stobinski und andere Mitglieder der katholischen Gemeinde in der Hansestadt seien besonders verbittert, da der beschuldigte Geistliche, der zwischenzeitlich au?erhalb Hamburgs tatig war, weiterhin Kinder und Jugendliche in seiner Obhut habe. Vehlow gilt als durchsetzungsstarker Jurist. Er vertritt unter anderen die Ehefrau des in die Spionage- und Polonium-Affare verwickelten Russen Dmitri Kowtun, aber auch die Hinterbliebenen der Opfer eines Flugzeug-Zusammensto?es uber dem Bodensee sowie eines Hallen-Zusammensturzes im polnischen Kattowitz.

Die Staatsanwaltschaft Hamburg bestatigte zwar die Aufnahme von Ermittlungen, wollte jedoch keine Einzelheiten mitteilen. Wie das Abendblatt erfuhr, liegt die Akte derzeit beim Landeskriminalamt.

"Seitens des Erzbistums wissen wir von gar nichts", sagte Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke unserer Zeitung. Die Kirche werde jetzt von sich aus auf die Staatsanwaltschaft zugehen, um Licht ins Dunkel zu bringen. Werden Existenz von Strafanzeige und Ermittlungsverfahren bestatigt, sei die Konsequenz klar: "Dann werden wir die betreffende Person ohne Verzug bis zur Klarung der Angelegenheit beurlauben", sagte Jaschke. So wie es die Richtlinien der Deutschen Bischofskonferenz vorsieht. Weitere Schritte seien dann die Bildung einer unabhangigen Kommission und eine "kirchlich offene" Behandlung des Themas.

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A Catholic priest is under suspicion in the Hamburg diocese of abusing minors and Bishop Jasche said he knew nothing about it but announced suspension of the accused priest.

A report was filed by Krzysztof Stobinski, member of the pastoral council. The gesture is extraordinary and follows the trip to the United States last week of Pope Benedict XVI where he asked forgiveness of sexual abuse victims. Almost simultaneously information about the suspected abuse in the Hamburg diocese surfaced. The prosecutor is investigating the allegations. Application for complaints was made by Mr. Stobinski, president of the Polish Business Club of Hamburg and member of the pastoral council, one of the highest groups of the diocese.

Mr. Stobinski said as a citizen he is obliged to report such incidents. He said that he does not want to be held personally responsible if children continue to be abused. Several witnesses had specific allegations against the priest, who is not named. Stobinski said the essence of the complaints is not against homosexuality but against abuse of children and adolescents in Hamburg.

Mr. Stobinski said he filed legal complaints early this month and involved allegations of sexual abuse against minors. Wolfgang Vehlow, lawyer for Mr. Stobinski, said the allegations are outrageous and the evidence of misconduct is serious. Mr. Stobinski and other members of the Hamburg Catholic community were particularly bitter because accused priests cotninue to operate outside of Hamburg and still have young people in their care. The public prosecutor in Hamburg confirmed the opening of investigations but declined to give details.

Bishop Hans-Jochen Jasche told the newspaper that he know nothing of the allegations but is working to clarify the matter.

 
 

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