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  Ein Thema Mit Hoher Dunkelziffer

PR-Inside
April 18, 2008

http://www.pr-inside.com/de/ein-thema-mit-hoher-dunkelziffer-r545412.htm

Frankfurt/Main (AP) Zuletzt sorgte in Deutschland der Fall eines einschlägig vorbestraften pädophilen Priesters aus Riekhofen bei Regensburg für großen Wirbel. Wegen sexuellen Missbrauchs eines Ministranten wurde der 40-jährige Wiederholungstäter im vergangenen Monat zu drei Jahren Gefängnis verurteilt und in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen.

Oft werden Fälle sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester überhaupt erst bekannt, wenn sie strafrechtliche Konsequenzen haben. Die Initiative Kirche von unten (IKvu) sieht

bei diesem Thema deswegen eine hohe Dunkelziffer.

In den USA, wo Papst Benedikt gerade mit Missbrauchsopfern von Priestern überraschend zusammentraf, sind mehr als 4.000 Priester beschuldigt worden, seit den 50er Jahren Minderjährige sexuell missbraucht zu haben. Der Skandal nahm erst eine nationale Dimension an, als der Fall eines geistlichen Serientäters in Boston vielen Opfern den Anstoß gab, auch ihre Geschichte Öffentlich zu machen.

Zwtl: Betroffene in den USA gingen an die Öffentlichkeit

Verglichen mit dem Ausmaß in den USA nimmt sich die Zahl der von der IKvu auf ihrer Homepage dokumentierten Missbrauchs-Fälle in Deutschland eher gering aus. "Die Betroffenen in den USA sind an die Öffentlichkeit gegangen", erklärt IKvu-Bundesgeschäftsführer Bernd Hans GÖhrig im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP. Auch würden viele amerikanische DiÖzesen mittlerweile offensiv mit dem Thema umgehen. Das sei in Deutschland "weniger so".

Trotzdem hat die Deutsche Bischofskonferenz das Thema Missbrauch als Problem erkannt. Im vergangenen Herbst stellte der mittlerweile ausgeschiedene Vorsitzende Kardinal Karl Lehmann unmissverständlich klar, dass wegen sexuellen Missbrauchs verurteilte Priester auf keinen Fall mehr mit Kindern und Jugendlichen arbeiten dürfte. Indirekt rügte Lehmann damit den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller, der bis heute jede Mitverantwortung für die Missbrauchsfälle in Riekhofen durch den vorbestraften Pfarrer bestreitet.

Zwtl: Bischofskonferenz verweist auf Verantwortung der Bistümer

Zwar bedauerte die Bischofskonferenz alle Schäden bei den Opfern und ihren Familien, verwies jedoch darauf, dass sie in Einzelfällen nicht eingreifen kÖnne, da jedes Bistum selbst verantwortlich sei. Die bereits im Jahr 2002 von der Bischofskonferenz beschlossenen Leitlinien hätten sich bewährt, müssten aber von den BischÖfen in ihren DiÖzesen auch angewendet werden.

Die Laienorganisationen "Wir sind Kirche" und IKvu fordern seit längerem unabhängige Beratungs- und Untersuchungsstellen, um mehr Transparenz zu schaffen. Missbrauchsfälle dürften nicht allein kirchenintern behandelt werden, erklärt etwa IKvu-Geschäftsführer GÖhrig.

Zwtl: "ZwangszÖlibat und autoritäre Strukturen

Ob es in der katholischen Kirche tatsächlich mehr Missbrauchsfälle gibt als in anderen Institutionen, ist nicht klar. GÖhrig geht jedoch davon aus, dass "ZwangszÖlibat und die autoritären Strukturen" solche Fälle begünstigen.

Beim sexuellen Missbrauch gehe es nicht in erster Linie um Sexualität, sondern um Macht. Autoritätspersonen nutzten die Abhängigkeit oder das Vertrauen rücksichtslos aus, um sich ein Gefühl der überlegenheit zu verschaffen. Obwohl gerade die Problematik des sexuellen Missbrauchs durch Priester seit Jahren bekannt sei, werde bei Bekanntwerden auf Einzelfälle verwiesen, ansonsten alles unter der Hand geregelt, kritisiert die IKvu.

Für die Opfer fordern "Wir sind Kirche" und IKvu angemessene finanzielle Entschädigungen. In den USA hat die katholische Kirche mittlerweile mehr als zwei Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro) Schmerzensgeld gezahlt. Sechs DiÖzesen wurden durch die Kosten des Skandals in die Zahlungsunfähigkeit gebracht. Das heute 15-jährige Opfer von Riekhofen hat bislang gerade einmal 8.000 Euro Schmerzensgeld vom Täter zugesagt bekommen. Das Bistum Regensburg hat der Familie psychologische Hilfe angeboten, wie ein Sprecher am Freitag auf AP-Anfrage erklärte. Von etwaigen Schadensersatzzahlung des Bistums wusste er nichts.

 
 

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