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Vorbestrafter Pfarrer Erneut in U-Haft Kolner Stadt-Anzeiger September 25, 2007 http://www.ksta.de/html/artikel/1189361590165.shtml Germany - Regensburg - Es kommt in Bayern nicht alle Tage vor, dass ein kleiner Ortsbürgermeister sich mit dem Bischof anlegt. Armin Gerl aus Riekofen (Landkreis Regensburg) wirft dem Regensburger Oberhirten Gerhard Ludwig Müller vor, jahrelang die „kriminelle Vergangenheit" von Ortspfarrer Peter K. verschwiegen zu haben. Die Erregung ist groß in der 800-Seelen-Gemeinde, nachdem K. wegen des Verdachts, über Jahre hinweg einen Ministranten sexuell missbraucht zu haben, in Untersuchungshaft sitzt. Der Imageschaden für die Kirche, fürchten katholische Laien aus der Region, lasse sich kaum ermessen. Drei Jahre lang war K. Pfarrer von Riekofen. Erst jetzt kam heraus, dass er sich vor acht Jahren in Viechtach im Bayerischen Wald schon einmal an einem Messdiener vergangen hatte. Er wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und unterzog sich einer Therapie. Ein Fachgutachten, so lässt das Bistum wissen, habe festgestellt, bei K. liege keine „pädophile Fixierung" vor. Rückfälligkeit sei nicht zu erwarten. Eine Fehleinschätzung. Die Empörung im Ort über den Missbrauchsverdacht ist riesengroß - über weitere Übergriffe wird gemunkelt. Weit gewaltiger allerdings ist der Zorn auf Bischof Müller, dass er „einem Geistlichen mit einer solchen Vorgeschichte wieder eine Gemeinde anvertraut und dass er dem Treiben viel zu lange zugeschaut hat". Sigrid Grabmeier von der Bewegung „Wir sind Kirche" wirft dem Bischof „Vertuschung" vor. Auf eine Bitte um Verzeihung warten der betroffene Junge und seine Eltern sowie die Pfarrei bisher vergebens. Er bete für die Familie, ließ Müller wissen , und sollten sich die Vorwürfe gegen Pfarrer K. bestätigen, wären sie ein „schreiender Widerspruch zum priesterlichen Dienst". Wenn es den „geringsten Verdacht auf ein Rest-Risiko" gegeben hätte, wäre K. nicht in die Oberpfalz geschickt worden. Zwölfmal sei der Pfarrer mit den Vorwürfen konfrontiert worden, jedes Mal habe er sie abgestritten. Seit sechs Wochen befasse sich Müller täglich mit dem Fall, sogar im Urlaub. Nun hat er einen Besuch in Riekofen am nächsten Sonntag angekündigt. „Was will er da noch?", fragt Fritz Wallner, letzter Vorsitzender des von Müller vor zwei Jahren in einem handstreichartigen Coup aufgelösten Regensburger Diözesanrats. Wallner kritisiert, Müller setze sich eigenmächtig über Leitlinien der Bischofskonferenz zum Umgang mit pädophilen Geistlichen hinweg. Nach Missbrauchsfällen in mehreren Diözesen hatten sich die Bischöfe 2002 darauf verständigt, auffällig gewordene Priester nicht mehr in der Gemeindeseelsorge einzusetzen. Eine Zeit lang ging das im Fall K. gut. Nach seiner Therapie arbeitete der heute 39-Jährige als Seniorenseelsorger in Sünching, half aber gelegentlich im Nachbarort Riekofen aus. 2004 wurde er zum rechtmäßigen Pfarrer bestellt. Dass Müller verbindliche Standards ignoriert, hänge mit dessen „ausgeprägter Dialogunfähigkeit" und der Scheu zusammen, sich öffentlicher Kritik zu stellen, sagt Wallner. Zudem beschreitet der einstige Professor einen Sonderweg, auf dem ihm selbst seine engsten Verbündeten Kardinal Meisner sowie die Bischöfe Schick (Bamberg) und Mixa (Augsburg) nicht zu folgen bereit sind. Eigentlich müsse Müller zurücktreten, „das Maß ist voll" schimpfen selbst kreuzbrave Katholiken. Die sonst dezent formulierende Sprecherin der Bischofskonferenz ruft den Vatikan auf den Plan - schließlich habe der Papst die Ahndung sexueller Delikte von Klerikern zur Chefsache gemacht. Nach kirchlichem Usus bedeutet dieser Hinweis „Eskalationsstufe 3". Folgenlos wird der Fall K. für Müllers Karriere kaum bleiben. Kann man sich einen Mann als künftigen Münchner Erzbischof vorstellen, der jahrelang einen Kinderschänder als Seelsorger agieren ließ? (mit jf) |
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